Skip to main content

Nicolaidis YoungWings Stiftung – Hilfe für junge Trauernde

Die Stiftung, das sind wir – Folge 1: Stefanie Gilch

Wer Steffi mit ihren Jugendlichen erlebt, der weiß: Da ist eine richtig in ihrem Job. Wie gut, dass sie bei der Stiftung auf vielen verschiedenen Hochzeiten tanzt: als Onlineberaterin bei YoungWings, als Leiterin der Jugendgruppe und als Beraterin in der Einzelbegleitung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Als wäre das nicht genug, bereitet sich die 28-Jährige momentan auf ihr Staatsexamen in Psychologie mit schulpsychologischem Schwerpunkt vor. Ganz nebenbei hat Steffi außerdem eine Ausbildung zum Coach an der LMU absolviert. Zeit, Steffi näher kennenzulernen: mit fünf Fragen und fünf Antworten.

Steffi, wie bist du bei der Stiftung gelandet?
Steffi StiftungspostIch würde sagen, das war ein glücklicher Zufall. Vor etwas mehr als sechs Jahren ist mir am schwarzen Brett in der Uni ein Aushang der Stiftung aufgefallen. Darin wurden ehrenamtliche Berater für die Onlineberatungsstelle YoungWings gesucht. Während meiner Schulzeit hat eine meiner besten Freundinnen ihren Vater verloren und auch wenn wir uns sehr nahestanden, konnte ich sie nicht in der Form unterstützen, wie sie es sich vielleicht gewünscht hätte. Die Vorstellung, dass ich an einem Angebot mitwirken könnte, das den Austausch von trauernden Kindern und Jugendlichen ermöglicht und ihnen darüber hinaus noch professionelle Unterstützung bietet, hat mich begeistert. Also habe ich mich beworben und der Rest ist, wie man immer so nett sagt, Geschichte.

Was hast du in all der Zeit über Trauer gelernt?
Eigentlich lerne ich noch immer jeden Tag etwas dazu. Das liegt daran, dass die Trauer der jungen Menschen, die zu uns kommen, so individuell ist, wie diese Menschen und ihre Beziehung zu der verstorbenen Person selbst. Deshalb ist es auch so wichtig, mit jedem Menschen einen ganz eigenen Weg zu finden, mit der Trauer und dem Verlust umzugehen und das eigene Leben weiter zu leben. Gerade von den Kindern und Jugendlichen, die ich schon seit mehreren Jahre begleiten darf, habe ich außerdem gelernt, wie sich die Trauer über die Zeit verändern kann, welchen Einfluss sie zum Beispiel auf die persönlichen Lebensziele haben kann und welche kreativen Energien aus ihr entstehen können.

Welche falsche Vorstellung haben die Leute von deiner Arbeit?
Bei neuen Kontakten löst meine Arbeit immer mal wieder Unsicherheit und Unbehagen aus. Manche wollen gar nicht so genau hören, worin meine Arbeit tatsächlich besteht, da sie das Thema nicht so gut aushalten können. Viele verstehen auch nicht, dass mir meine Arbeit Freude macht, schließlich sitze ich in deren Vorstellung acht Stunden am Tag weinenden Kindern gegenüber und muss diese trösten. Die vielen Facetten meiner Arbeit verschwinden da oft hinter der Vorstellung, dass Trauer ausschließlich etwas mit Tränen zu tun habe. Ich glaube, diese Zurückhaltung, die ich da auch immer mal wieder wahrnehme, kennen auch die Kinder und Jugendlichen, die zu uns kommen, sehr gut.

Das Thema Trauer kann für das Umfeld häufig überfordernd sein. Wenn du zurückschaust: Was war der berührendste oder bereicherndste Moment in deiner Arbeit?
Es ist schwer, mich hier auf einen bestimmten Moment zu beschränken, schließlich berührt mich jede einzelne Geschichte, mit der die Kinder und Jugendlichen bei uns ankommen. Als Beispiel kann ich aber Situationen nennen, in denen ich spüre, wie gut es ihnen tut, einen Ort zu haben, wo sie einfach so sein dürfen, wie ihnen gerade zumute ist. Außerdem gibt es auch manchmal sehr berührende Rückmeldungen. Vor ein paar Jahren habe ich eine Papierrose von einer Teilnehmerin der Jugendgruppe bekommen. Übergeben hat sie mir diese mit den Worten „Diese Rose ist für dich, weil es ohne dich unsere ganze Gruppe, so wie sie ist, gar nicht geben würde“. Manchmal melden sich auch nach mehreren Jahren noch Jugendliche, um sich rückblickend für die Unterstützung zu bedanken. Zu merken, dass die Arbeit, die wir hier machen, einen so positiven Einfluss auf das Leben der Kinder und Jugendlichen haben kann, bewegt mich immer sehr. Und natürlich habe ich die Rose auch heute noch.

Und was weiß garantiert noch keiner von dir?
Ich glaube, kaum einer würde vermuten, dass ich vor meinem jetzigen Studium schonmal einen Abstecher in die Pharmazie und zum Fernsehen gemacht habe.

 

Zur Person

STEFANIE GILCH hat an der LMU studiert und bereitet sich derzeit auf ihr Staatsexamen in Psychologie mit schulpsychologischem Schwerpunkt vor. Parallel zum Studium hat die 28-Jährige eine Ausbildung zum Coach (CIKS-Coaching in komplexen Systemen) an der LMU abgeschlossen.