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Stiftungspost: Brief | Geschichten | Angebote für Angehörige

Stiftungspost: Brief | Geschichten | Angebote für Angehörige
Season's Greetings


Liebe alle,

Stiftungspost? Mancher Leser und manche Leserin wird sich wundern, was da wohl im Postfach gelandet ist. Manchem und mancher wird dieser Name aber auch vertraut vorkommen, denn bis zum Jahr 2020 hieß unser Newsletter schon mal so. Dann kam die Corona-Pandemie und vieles wurde anders. Wir verschickten unsere Rundmails öfter und nannten sie "Zuhause zusammen", weil wir uns nicht mehr treffen, sondern nur noch digital zusammenfinden konnten. Jetzt erscheint es uns stimmig, zur Stiftungspost zurückzukehren: mit neuem Betreff, veränderten Rubriken und in alter Verbundenheit. So stiften wir hoffentlich weniger Verwirrung und noch mehr Gewinn – viel Freude, gute Gedanken und Inspiration beim Lesen!

Herzliche Grüße,
Euer Stiftungsteam

 

 

Wir an Euch | Immer noch hier

 

Welche Gedanken und Eindrücke begegnen uns in unserer Arbeit? Womit beschäftigen wir uns gerade und was treibt uns um? Ein offener Brief – diesmal von Corinna Lutz.

Es ist wieder mal Herbst. Der Oktober war bis jetzt ja golden, die Sonne war uns sehr wohlgesonnen, was sicher einigen Trauernden geholfen hat. Ich denke oft an meine verstorbene Freundin Martina Münch-Nicolaidis. Ihr hätten die Farben des Herbstes bestimmt gefallen. Es war auch Oktober, als wir uns vor 25 Jahren kennengelernt haben. Damals rief ich sie in schwerer Trauer an – mein geliebter Peter war da gerade seit drei Monaten tot. Martina war mir von der ersten Sekunde an sympathisch und ich bekam einen Platz in der zweiten von ihr gegründeten Trauergruppe. Ich fühlte mich von Anfang an wohl, vor allem von Martina sehr verstanden. Es hat mir sehr geholfen. Nach einiger Zeit bat sie mich, diese Gruppe zu übernehmen. Ich fühlte mich sehr geehrt und nach kurzer Bedenkzeit habe ich dann auch zugesagt. Was ich damals noch nicht geahnt hatte, war, dass ich nach 25 Jahren immer noch dabei bin und weiterhin betroffenen Menschen, die ihren Partner oder ihre Partnerin verloren haben, zur Seite stehen darf.

Ich hatte das Glück, dass Martina auch meine Freundin wurde und mir, egal was war, mit Rat und Tat zu Seite stand. Dafür werde ich ihr immer dankbar sein. Es war für mich auch sehr schön, mitwirken zu dürfen, wie aus zwei Trauergruppen eine Stiftung entstanden ist. Ja und jetzt ist sie nicht mehr da, meine Chefin und vor allem meine Freundin. Obwohl ich natürlich wusste, dass sie schwer krank war, war es trotzdem ein Schock für mich, als sie starb. Ich hatte ja schon so einige Trauererfahrungen in meinem eigenen Leben sammeln müssen, aber es hat mich trotzdem umgehauen. Ich konnte es mir einfach nicht vorstellen, dass ich sie nicht mehr sehe, nicht mit ihr reden kann, dass sie einfach nicht mehr da ist. Und ich kann es manchmal heute immer noch nicht glauben.

Im ersten Moment war ich mir sicher, die Tätigkeit als Trauerbegleiterin aufzugeben – nach dem Motto: „Ich habe Martina zu Liebe angefangen, nun kann ich auch aufhören“. Das Wissen darüber, dass man in einer solchen Situation keine Entscheidung treffen sollte, war mir egal. Ich war wahnsinnig traurig. Ich habe dies dann offen meiner Chefin erzählt, die mir aber sofort entgegnete, dass das Martina nicht gewollt hätte. Ich wusste, sie hat recht. Da ich sehr gerne Trauerbegleiterin bin, habe ich nachgedacht und entschied mich, erstmal zu bleiben. Siehe da, ich bin immer noch hier. Und das sehr gerne.

Wichtig für mich ist, zu erwähnen, dass mich die Vorständinnen der Stiftung, die Unglaubliches für den Fortbestand der Stiftung leisten, sehr unterstützt haben. Das gilt insbesondere auch für meine liebe Kollegin Lisa und meine Chefin Uschi, die beide besonders am Anfang der Trauer oft ein offenes Ohr für mich hatten.


Herzlichst,
Corinna Lutz


Beratung und Begleitung nach dem Tod des/der Lebenspartner*in


IMPULS | Erden


Wenn wir von Emotionen überwältigt werden, hören wir oft auf, im Hier und Jetzt zu sein. Wir gleiten manchmal in eine innere Gedankenwelt ab, in der wir uns ohnmächtig und ausgeliefert fühlen. Eine Methode, mit diesem Kontrollverlust umzugehen, ist, sich im gegenwärtigen Moment zu verankern, quasi zu erden. Dafür konzentrieren wir uns zunächst auf das, was wir um uns herum sehen können. Dann auf unsere Atmung, unsere Körperwahrnehmung und zuletzt auf alle anderen Sinne: Was gibt es zu riechen und zu hören? Hast du vielleicht sogar einen bestimmten Geschmack im Mund? Nimm dir für jeden Schritt und jede Beobachtung viel Zeit und versuche, ganz präzise wahrzunehmen. Oft stellt sich dabei eine größere innere Ruhe ein, die uns hilft, einen sichereren Stand im Gefühlssturm zu bewahren. Eine detaillierte Anleitung gibt es hier.

 

Einblick | Brief an Veronika

Betroffene zeigen uns einen Ausschnitt ihrer Trauer. Was beschäftigt sie im Moment? Wie überleben sie den Verlust? Und was hilft dabei, die nächste Zeit zu überstehen?
 

Liebe Veronika,
du bist jetzt genau drei Monate nicht mehr bei uns. Genau in dem Moment, wenn dieser Beitrag veröffentlicht wird, heute um 10:52. Du bist im Hochsommer von uns gegangen, als die Tage schon ganz langsam wieder kürzer wurden. Jetzt verschwindet das Sonnenlicht ganz schnell, es ist jeden Morgen, wenn ich Sonja wecke, ein wenig dunkler. Es ist binnen weniger Tage Herbst geworden, die Vögel sind verstummt, nur die Krähen sind weit zu hören. Die Blätter fallen, es ist neblig, das morgendliche Zwielicht hält sich weit in den Vormittag hinein. Du liebtest diese Stimmung sehr.

Im Herbst zeigt uns die Natur die Vergänglichkeit allen Seins: Die einst saftig grünen Blätter verfärben sich erst langsam, dann immer schneller, trocknen aus, fallen runter und enden als Kompost oder in irgendwelchen Laubsaugern. Auch an dem starken Ahorn über deiner Grabstelle wird das Laub jetzt müde und lässt sich zu Boden sinken. Nichts und niemand entkommt diesem Geschehen: In einigen Wochen recken die Bäume ihre kahlen Äste der fahlen Wintersonne entgegen, um ein wenig von dem lebenswichtigen Licht abzubekommen. Der Sommer ist nur noch eine Erinnerung.


Und nur weil im Herbst das passiert, was ich hier beschrieben habe, kommen nach einigen Monaten ganz zaghaft neue Knospen, die an einem gewissen Zeitpunkt im Frühjahr förmlich zu neuem Leben explodieren: Die Natur zeigt ihre Stärke und Schönheit in allen Farben, Düften. Es blühen wieder die Bäume, die im Sommer Schatten und Schutz vor der sengenden Sonne spenden. Wie es weitergeht, ist klar. Es gibt kein Werden ohne Vergehen und kein Leben ohne Sterben.

Die zurückliegenden drei Monate waren die härtesten und längsten meines Lebens, sie waren der Herbst meines alten Lebens. Jetzt kommt der Winter. Es wird eine Adventszeit ohne dich, Weihnachten ohne dich, unser Kennenlerntag ohne dich, Silvester, Neujahr ohne dich, erst dein und dann mein Geburtstag ohne dich. Mein erster Geburtstag ohne dich nach 27 Jahren wird am 22. März 2024 sein. Ich habe keine Vorstellung, wie, wo und mit wem ich ihn verbringen werde. Ich weiß aber eines: Mein Geburtstag ist einen Tag nach dem Frühjahrsäquinoktium, dem Tag, ab dem die Tage wieder länger sind als die Nächte. Es wird eine Zeit sein, in der die Tage rasch länger werden. Es wird eine Zeit sein, in der die Bäume Knospen hervorbringen. Vielleicht gibt es dann schon erste warme Tage. Wir werden uns irgendwann - es muss nicht genau an jenem Tag sein - vorsichtig nach draußen wagen um mit Staunen zu sehen, wie weit die Natur mit ihrem Frühlings-Wunderwerk ist.

Wir wissen nach einem langen Winter nicht genau, wann wir wieder das Leben außerhalb unserer Winterschlafhöhlen in vollen Zügen genießen. Manchmal halten sich Schnee, Kälte und Stürme auch sehr lang ins Frühjahr hinein. Aber irgendwann kommt die Zeit, in der wir wieder am vollen Leben teilnehmen, anders als zuvor, aber wir tun es unweigerlich. Teil dieses Kreislaufes zu sein, sich nicht dagegen zu stemmen, sondern sich tragen zu lassen vom Wandel, vom Fluss der Zeit und der Dinge, hat für mich etwas Beruhigendes und Tröstliches.

Weißt du, als wir uns kennen lernten, war gerade Weihnachten vorüber. Kurz nach der Wintersonnenwende, die Tage wurden ganz langsam länger, die Sonne jeden Tag ein bisschen stärker.

Du hinterlässt die größte Lücke in Sonjas und meinem Leben, die wir uns jemals vorstellen konnten. Ich habe eine Wut auf das Schicksal, dass du uns so früh genommen wurdest, es ist ungerecht, überflüssig, wir sehen täglich aufs neue die grimmige Fratze, die uns sagt, was wir eigentlich durchmachen müssen. Irgendwann sehen wir diese Grimasse nicht mehr, irgendwann erschrecken wir nicht mehr vor ihr. Für Sonja und mich geht es trotzdem weiter. Unsere Trauer und unser Schmerz ist auch der Anfang von etwas Neuem. Und doch bleibst du bei uns.

In Liebe
Benni


Ein Text von Benjamins Blog: Eine Hälfte. Tagebuch eines verwitweten Vaters

Anderswo



     Podcast: Troststoff

Troststoff ist ein Podcast, in dem Geschichten über Tod, Trauer und Trost erzählt werden. Es geht um Wahres und Fiktives, um Kinderbücher, Autobiografien, Romane oder Sachbücher. Denn: Die Macherin Winnie Heescher glaubt an die Kraft der Literatur, an die Wirkung des Lesens, an die Magie von Büchern – gerade in schweren Zeiten. Ihr Podcast will von tröstenden Gedanken und Gestalten erzählen, die Menschen auf dem Weg durch den Kummer begleiten können. troststoff.de
 


    
Veranstaltung: Die Bayerischen Bremer Stadtmusikanten

Viel Musik und Frohsinn zugunsten der Nicolaidis YoungWings Stiftung: Am Sonntag, den 12.11.2023, um 11 Uhr, erzählen Stefan Murr und Heinz-Josef Braun Die bayerischen Bremer Stadtmusikanten live im Mathäser Filmpalast in München. Figuren wie der alte Esel oder der italienischen Hahn Eros Gockelotti werden auf der Bühne zum Leben erweckt und bringen große wie kleine Zuschauer zum Lachen. Tickets sind an der Kinokasse erhältlich oder unter: mathaeser.de



     Artikel: Das Leben nach dem Tod

Als ihr Vater schwer krank wurde, hatte die Autorin Dorothea Wagner mit vielen Gedanken gerechnet – aber nicht mit dem, der sie dann am meisten beschäftigte: Wie schafft man es, die Erinnerung an einen geliebten Menschen lebendig zu halten? In einem Artikel für das SZ Magazin geht sie auf Spurensuche. Den (kostenpflichtigen) Online-Artikel gibt es hier: sueddeutsche.de


    
     Buch: Deine Trauer und du

Der Ratgeber Deine Trauer und du will behutsam und warmherzig durch dunkle Zeiten begleiten. Mit Aufrichtigkeit und auch mit Humor sprechen die Autorinnen über ihre eigenen Verluste, das Empfinden von Schuld und darüber, wie Trauer das Leben beeinflussen kann. Die Ratschläge einer Psychologin und Erfahrungen anderer Trauernder bieten ergänzenden Halt und Anregungen, um sich im eigenen Schmerz nicht zu verlieren. Vor allem aber will der Ratgeber zeigen, dass alle Formen des Trauerns vollkommen okay sind und dass man nicht allein ist. knesebeck-verlag.de


 
     Video: Schneller zum Therapieplatz

Einen Therapieplatz zu bekommen kann lange dauern, dabei ist es für Menschen in einer Krise enorm wichtig, schnell Unterstützung zu bekommen. Ein Video-Beitrag des Bayerischen Rundfunks gibt Tipps, wie der oft mühsame Weg zu einem Therapieplatz vielleicht abgekürzt werden kann.
ardmediathek.de


NEUE ANGEBOTE FÜR FREUNDE, ANGEHÖRIGE UND BEZUGSPERSONEN


|  Online-Vortrag für Angehörige und Freunde von Trauernden

Welche Trauerreaktionen sind normal? Wie kann ich helfen? Wie soll ich jemandem begegnen, der trauert? An einem Infoabend für Angehörige und Freunde von Menschen, bei denen der Lebenspartner oder die Lebenspartnerin verstorben ist, möchten wir Antworten auf diese Fragen geben, ein Grundlagenwissen zum Thema Trauer vermitteln und Unsicherheiten nehmen.


WANN: 25. Oktober, 20 - 21.30 Uhr
WO: Zoom
INFOS UND ANMELDUNG: auf unserer Homepage



|  Offener Abend für Bezugspersonen von trauernden Kindern und Jugendlichen


Kinder, Jugendliche und häufig auch junge Erwachsene brauchen die Unterstützung von Erwachsenen, um ihren eigenen Weg zu finden, mit dem Tod von Mutter und/oder Vater umzugehen. Auf der Suche nach einem hilfreichen Weg entstehen häufig Verunsicherung und zahlreiche Fragen bei den begleitenden Menschen. Bei einem Abend in der Stiftung suchen wir gemeinsam im Austausch mit Elternteilen, Familienangehörigen, sonstigen engen Bezugspersonen und Fachkräften nach Antworten.

WANN: 7. November, 19 Uhr
WO: Nicolaidis YoungWings Stiftung
INFOS UND ANMELDUNG: auf unserer Homepage


 

FUNDSTÜCK




Beitrag auf Instagram von: von_jetzt_auf_gleich

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