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Wir an Euch | Ein klitzekleiner MomentWelche Gedanken und Eindrücke begegnen uns in unserer Arbeit? Womit beschäftigen wir uns gerade und was treibt uns um? Ein offener Brief – diesmal von Katja Weghoff. |
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Einblick | Nicht AlleinBetroffene zeigen uns einen Ausschnitt ihrer Trauer. Was beschäftigt sie im Moment? Wie überleben sie den Verlust? Und was hilft dabei, die nächste Zeit zu überstehen? |
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Ich bin Scheidungskind und bei meiner Mutter groß geworden. Somit habe ich meinen Vater nicht oft gesehen. Manchmal auch für mehrere Wochen und Monate nicht. Gelegentlich haben wir mal ein paar Nachrichten per WhatsApp ausgetauscht. Als ich dann gerade 20 Jahre alt war bekam ich die Nachricht, dass er im Krankenhaus im Sterben liegt. Ich wusste nicht, dass er so krank war und so stark gelitten hat. Er hatte nie mit mir darüber gesprochen. Somit traf mich die Nachricht wie ein Schlag, mitten in die Magengrube. Wir – meine zwei Brüder und unsere Mutter und ich – fuhren direkt ins Krankenhaus. Mir zittern jetzt noch die Knie, wenn ich daran denke, wie er da im Krankenhausbett, angeschlossen an ein Beatmungsgerät und den Überwachungsmonitor, lag. Unzählige Schläuche führten von seinem Körper zu den Maschinen und Geräten. Neben der Organisation, der Finanzierung der Beerdigung und meiner Trauer, musste ich mich auch irgendwie um die Schule kümmern. Schließlich waren die Abi-Prüfungen nur noch wenige Monate entfernt. Zu Beginn bekam ich viel Zuspruch und Unterstützung durch Freunde und auch von einigen Lehrkräften, die von meinem Verlust erfahren hatten. Aber wie das häufig so ist, verschwanden Zuspruch und Unterstützung sehr schnell. Ich stand also irgendwann allein da - mit meinen Emotionen, meinen Ängsten, meinen Fragen und Gedanken. Sie wurden nicht validiert. Es fehlte der Austausch zu Gleichgesinnten. Also begann ich mit Recherchen im Internet und stieß auf die Onlineberatungsstelle YoungWings. Ich entschied mich, das Angebot auszuprobieren. Während ich im privaten Umfeld immer wieder auf Floskeln wie: "Er hätte nicht gewollt, dass du traurig bist" oder "Eltern sollten nun mal vor ihren Kindern sterben" stieß, die mich sauer machten und mich immer mehr zur Entscheidung brachten, meine Trauer nicht mehr mit meinem Umfeld zu teilen, durfte ich bei YoungWings (egal ob Gruppenchat, Einzelberatung oder Forum) erfahren, dass ich doch nicht so allein bin, wie ich oft dachte. Ich bekam Halt, Unterstützung und Zuspruch. Meine Gefühle, Gedanken und Ängste wurden validiert. Meine Fragen bekamen häufig erfahrungsbasierte Antworten. Zum 24. September jährte sich der Todestag meines Vaters schon zum fünften Mal und ich glaube, dass ich inzwischen einen guten Weg für mich gefunden habe. Ich kann also sagen, dass die Trauer mit der Zeit besser und erträglich wird, wenn die richtige Unterstützung da ist. Weitere Unterstützung bekomme ich durch das Bildungsstipendium. Seit dem August 2021 befinde ich mich in der Ausbildung zur Erzieherin. Vor kurzem begann ich den letzten Schritt meines Ausbildungswegs: das Anerkennungsjahr. Während des schulischen Teils gab es keine Vergütung, aber Bafög war möglich. Dennoch war dies nicht ausreichend um Miete, Verpflegung etc. zu finanzieren. Durch die Förderung war selbst die Übergangszeit zwischen Schule und Praxisjahr für mich frei von Sorgen möglich. Häufig bekam ich mit, dass die meisten meiner Mitschüler*innen überlegten, wie sie diese Übergangszeit finanzieren können. Bafög und Bürgergeld standen dann nicht (mehr) zu. Auch ich habe mir lange Gedanken darum gemacht. Ich hatte Angst, die Ausbildung nicht weiterführen zu können. Die Stiftung ließ mich auch hier nicht hängen und unterstützte mich in dieser Zeit weiter. Nur so war es mir möglich ohne Kredite oder Schulden durch diese Zeit zu kommen. Das Bildungsstipendium ist "Fluch und Segen" zugleich: Der Austausch mit anderen Stipendiat*innen und meinem Paten ist immer super wichtig für mich. Oft erhalte ich neue Sichtweisen, welche ich so vielleicht nie bekommen hätte. Die Treffen zeigen mir immer wieder, dass ich nicht allein bin und wie viele wir eigentlich sind. Gleichzeitig macht mich jedes Treffen auch sehr traurig, weil ich immer wieder erneut erkenne, weshalb ich die Förderung bekomme: Er ist nicht mehr da und ich kann meine Erfolge nicht mehr so mit ihm teilen oder ihn umarmen, wie zuvor. Wenn du gerade im Trauerprozess steckst, hole dir die Unterstützung, die du brauchst. Du bist nicht allein! Celine |
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Anderswo |
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Podcast: Verlust verarbeiten Trauer ist sehr komplex und jeder Mensch erlebt sie anders. Viele empfinden dabei ein tiefes Gefühl der Verlorenheit und wissen oft nicht, wie sie weitermachen sollen. Warum der Trauerprozess trotz allem so wichtig ist und wie man einen Verlust gut und gesund bewältigen kann, darüber spricht Yael Adler in einer Folge des TK-Podcasts mit dem Psychologen David Althaus. tk.de Projekt: Kurswechsel Das Projekt Kurswechsel der AETAS Kinderstiftung richtet sich an Kinder, Jugendliche und Bezugspersonen, in deren Umfeld ein Mensch sich oder einem anderen Menschen das Leben genommen oder dies versucht hat. Die Plattform für Betroffene und Fachkräfte bietet Informationen, Hilfestellungen, Materialien und zahlreiche Übungen zur Stabilisierung für alle, die sich Unterstützung im Umgang mit den Folgen eines solchen schwerwiegenden Lebensereignisses wünschen. aetas-kinderstiftung.de Artikel: Wenn sich Freunde abwenden Wenn der Partner oder die Partnerin stirbt, ist es gut, Freunde zu haben, die einem zur Seite stehen. Doch irgendwann ziehen sich viele, insbesondere Paare, meist zurück. Warum? Und wie geht man damit um? Diesen Fragen widmet sich ein Online-Artikel des Münchner Merkurs: merkur.de Roman: Die Dauer der Liebe Die Übersetzerin Renata verliert jäh ihren Lebensgefährten und wird mit gänzlich unerwarteten Konflikten konfrontiert. Sie muss sich ins Leben zurückkämpfen und die Frage beantworten, ob Konrad, ihr Partner, Geheimnisse vor ihr hatte. Sabine Grubers Roman Die Dauer der Liebe ist "ein ergreifendes, gelegentlich zorniges und manchmal auch komisches Buch", so der Verlag. chbeck.de Video: Jung verwitwet, neu verliebt Wenn man in jungen Jahren die Partnerin oder den Partner verliert, bricht eine Welt zusammen. Ist es möglich, danach wieder eine neue Liebe ins Leben zu lassen? Die Dokumentarfilmreihe 37 Grad des ZDF begleitet zwei Trauernde auf ihrem Weg in eine neue Beziehung: Jasmin, deren Mann an den Folgen eines Autounfalls verstorben ist, und Nadine, deren Ehemann Timo ein Jahr nach der Diagnose den Kampf gegen Knochenkrebs verloren hat. zdf.de Podcast: Trauer – nicht das Problem, sondern die Lösung Was können wir tun, um gesund mit Trauer umzugehen? Welche Möglichkeiten gibt es, einen Abschied bewusst zu gestalten? Welche Rolle spielt der Körper? Und: Ein KI-Bot für Trauernde - bringt das was? Darüber sprechen die Trauerrednerin Hanna Labita, die Familientrauerbegleiterin Mechtild Schroeter-Rupieper, die Trainerin für gewaltfreie Kommunikation Iris Bawiadamann und der Autor Harald-Alexander Korp im HR-Podcast Der Tag. hr-inforadio.de |
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