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Wir an Euch | HeimatWelche Gedanken und Eindrücke begegnen uns in unserer Arbeit? Womit beschäftigen wir uns gerade und was treibt uns um? Ein offener Brief – diesmal von Alice Werle. |
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Einblick | Brief an MittrauerndeBetroffene zeigen uns einen Ausschnitt ihrer Trauer. Was beschäftigt sie im Moment? Wie leben sie mit dem Verlust? Und was hilft dabei, die nächste Zeit zu überstehen? |
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Liebe Leserinnen, liebe Leser, viele von euch sitzen irgendwie im gleichen Boot wie meine Tochter Sonja und ich: Ihr habt euren Lieblingsmenschen verloren, ob durch lange Krankheit oder durch ein unerwartetes Ereignis. Egal wie: Ihr habt einen "Beziehungsstatus", den ihr niemals wolltet. Es ist auch egal, ob ihr offiziell verwitwet seid oder ob ihr ohne Trauschein ein glückliches Paar wart. Schmerzhaft ist es so oder so. Bei Sonja und mir jährt sich der Todestag bald zum ersten Mal. Vor einem Jahr, gegen Ende Mai 2023, zeichnete es sich ab, dass der Tumor schneller sein würde als die stärksten Medikamente. Ich durfte viel lernen seitdem, über das Leben, über mich und über alles Zwischenmenschliche. Heute möchte ich euch aufschreiben, was Sonja und mich durch diese Zeit gebracht hat und mehr und mehr nach vorne blicken lässt. Ich schreibe euch das als Ratschläge, ohne dass es Schläge sein sollen. Ob und wie es euch hilft bzw. geholfen hat, müsst ihr für euch herausfinden: 1. Holt euch jede Art von Hilfe und Unterstützung, ob von Familienmitgliedern, Freunden, Ärzten, Psychologen, Beratungsstellen jedweder Art. In den ersten Tagen und Wochen werden euch viele aus dem privaten Umfeld die Unterstützung von selbst anbieten. Je weiter die Zeit voranschreitet, desto mehr rückt das in den Hintergrund. Macht auf euch und eure Bedürfnisse aufmerksam. Ihr befindet euch in einer Ausnahmesituation. 2. Lernt eure Rechte kennen. Niemand sagt sie euch einfach so. Hierzu drei Beispiele (für Deutschland): Wenn ihr Kinder erzieht, könnt ihr oft statt der Witwenrente die Erziehungsrente beantragen. Diese läuft zwar nur bis zur Volljährigkeit der Kinder, kann aber für euch die finanziell bessere Option sein. Lasst euch das von der Rentenversicherung ausrechnen. Euren Kindern steht Halbwaisenrente zu. Wenn diese niedrig ausfällt, habt ihr oft Anspruch auf Unterhaltsvorschuss vom Jugendamt eurer Gemeinde. Ihr habt zudem Anspruch auf (kostenlose) Hilfe bei der Kindererziehung, z. B. durch einen Erziehungsbeistand. 3. Akzeptiert, dass sich euer soziales Umfeld ändern wird. Es ist möglich, dass viele nicht wissen, wie sie euch gegenübertreten sollen und somit Kontakte einschlafen. Seht es ihnen nach. Wer keinen Weg findet, mit euch und eurer Ausnahmesituation umgehen kann, ist möglicherweise nicht der richtige Umgang. 4. Sucht euch Menschen, die ein gleiches oder ähnliches Schicksal erlitten haben. Der Austausch ist wichtig, sowohl emotional, als auch in lebenspraktischen Fragen. Wenn es vor Ort keine Trauergruppe o. Ä. gibt, nutzt Angebote im Netz, zum Beispiel: www.verwitwet.de oder www.nicolaidis-youngwings.de. Auch in den sozialen Netzwerken gibt es entsprechende Gruppen. 5. Lasst nur solche Menschen in eurem Umfeld zu, die euch gut tun. Ihr seid in einer Extremsituation, es ist nicht eure Aufgabe, euch um andere oder um deren Angelegenheiten zu kümmern. Ihr braucht eure Energie und Kraft komplett für euch und natürlich eure Kinder, wenn ihr welche habt. 6. Gestattet niemandem, euer Handeln und euren Trauerprozess zu bewerten und zu beurteilen: Euer Trauerweg ist für euch richtig, es hat niemanden zu interessieren, wie ihr mit der für euch so belastenden Situation umgeht. Insbesondere in Bezug auf eine neue Liebe fühlen sich oft Dritte bemüßigt, zu urteilen und sich moralisch über euch zu stellen. Es ist eure Entscheidung, wann und ob ihr wieder jemanden in euer Leben lasst, ob wenige Wochen "danach" oder nie mehr. 7. Wehrt euch gegen Relativierungen: Niemand hat das Recht, euren Schicksalsschlag zu vergleichen, etwa: Als dies und das passiert ist, ging es mir mindestens genau so schlecht, oder: Eine Scheidung oder Trennung ist ebenso schlimm wie der Tod des Partners, etc. 8. Zuletzt: Findet Dinge, die euch gut tun: Bei Sonja und mir sind es Reisen. Ich bin derzeit allerdings nicht bereit, an Orte zu fahren, wo ich Urlaube mit Veronika verbracht habe. Viel mehr haben wir uns Ziele ausgesucht, an die Veronika nicht so gerne gereist wäre. Bei euch kann das was Anderes sein: Bewegung, ein neues Hobby, gutes Essen, Wellness, etc. oder einfach nur eine Woche im Bett liegen. Es ist OK. Was für euch gut ist, müsst ihr herausfinden und ausprobieren. Ich wünsche euch dabei gutes Gelingen. Ein Text von Benjamin (Blog: Eine Hälfte. Tagebuch eines verwitweten Vaters) |
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Anderswo |
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Buch: Lückenleben Fünf Jahre hat Katrin Seyfert ihren Mann durch seine Alzheimer-Erkrankung begleitet. Anfang 50 war er, als er die Diagnose bekam, Arzt und Vater von fünf Kindern. Schonungslos offen und brutal ehrlich erzählt sie davon, wie sie mit der Rolle hadert, die ihr erst als pflegende Ehefrau, dann als Witwe zugeschrieben wird. Und wie sie ihren eigenen Weg findet, sich mit der Lücke, die ihr Mann hinterlassen hat, zu arrangieren. Das Leben schlug zu, mit ihren Texten schlägt sie zurück: gegen die Konventionen, gegen die Tabus, gegen die Selbstverleugnung. penguin.de Podcast: Die Bergsteigerin Alix von Melle über ihre Trauer Alix von Melle verlor vor etwas mehr als einem Jahr ihren Mann Luis Stitzinger am Kangchendzönga. 25 Jahre lang haben sie alles gemeinsam unternommen – nicht nur in ihrer Freizeit auf gemeinsamen Expeditionen, Skitouren und Urlauben, sondern auch ihr berufliches Leben war eng verwoben. Im Podcast Ulligunde (p)lauscht spricht die Bergsteigerin darüber, wie sie die ersten Tage und Wochen erlebt hat, wie sie persönlich mit der Trauer umgeht und was sie anderen Trauernden nach einem Jahr sagen kann. ulligunde.com Medienbeiträge: Künstliche Intelligenz in der Trauer Verschiedene Artikel und Dokumentationen beschäftigen sich gerade mit den Auswirkungen von künstlicher Intelligenz auf die Trauer. Zum Beispiel die Sendung „Better Than Human?“ von ARD Wissen, die der Frage nachgeht, ob KI den Seelsorger oder die Trauerbegleiterin ersetzen kann. Ein Artikel von Der Standard warnt davor, die Persönlichkeit einer verstorbenen Person mit künstlicher Intelligenz zu imitieren. Das Domradio beleuchtet in einem Online-Bericht auch die Chancen für eine neue Trauerkultur. Veranstaltungen: Trauerangebote in der Natur Am Sonntag den 27.10. lädt die Natur- und Erlebniscoachin Daniela Wagner zu einer besonderen Art des Waldbadens im Ebersberger Forst ein: "Gemeinsam wollen wir uns bewusst mit den Themen Endlichkeit, Trauer und Abschied auseinandersetzen und aus der Natur Inspiration für einen bewussten Abschied schöpfen." Daniela Wagner hat 2022 selbst ihren Vater verloren, die Natur hat ihr bei ihrem Trauerprozess sehr geholfen. naturhalt.com Ebenfalls raus in die Natur geht ein neues Angebot der Stiftung, das am 11. Juli erstmals stattfindet: achtsame Spaziergänge in den Isarauen bei München. Dabei werden Atemtechniken, Konzentrationsübungen und meditative Elemente mit dem Gehen in der Stille vereint. nicolaidis-youngwings.de Kinderbuch: Radieschen von unten Ist Sterben schlimm? Kann es auch schön sein? Warum muss man überhaupt sterben? Was passiert dann? Wäre es nicht viel toller, unsterblich zu sein? Und wie ist es eigentlich, wenn man täglich beruflich mit dem Tod zu tun hat? Das Kinderbuch Radieschen von unten richtet sich an Kinder ab acht Jahren und öffnet behutsam die Tür zu einem geheimen Zimmer. Die Welt dahinter ist mal traurig, sogar auch manchmal lustig, und immer besonders und aufregend. klett-kinderbuch.de Studie: ÜberLEBEN Das Projekt ÜberLEBEN will erforschen, welche Veränderungen Hinterbliebene nach Trauerfällen erleben. Die Studie des Instituts für Psychologie der Medizinischen Hochschule Brandenburg soll Erkenntnisse über die Zusammenhänge zwischen Trauerbeschwerden und positiven wie auch negativen Lebensveränderungen gewinnen. An der Online-Befragung können volljährige Personen teilnehmen, die in den letzten zwei Jahren einen Angehörigen ersten Grades (Elternteil, Kind), Bruder oder Schwester oder (Ehe-)Partner*in verloren haben. zvfbb.limequery.org |
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