Zuhause zusammen: Wo du bist
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Wir an Euch
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EinblickTrauernde erzählen uns, wie ihr Leben gerade aussieht. Wie erleben sie ihren Verlust? Wie verändert sich ihre Trauer? Und was hilft dabei, die nächste Zeit zu überstehen? |
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Vor über einem Jahr war mein Leben noch völlig in Ordnung. Gemeinsam schauten wir einer rosigen Zukunft entgegen. Wir hatten uns bereits die ersten Häuser und Wohnungen angeschaut, wir sprachen über unsere Hochzeit und darüber wie viele Kinder wir haben wollten. Die letzte Woche vor seinem plötzlichen Tod geht mir oft durch den Kopf. Wir hatten beide ein paar Tage Urlaub gehabt. Mein Freund überraschte mich mit einer kleinen Auszeit in einem Ayurvedischen Hotel. Mit ihm an meiner Seite war alles wundervoll. Er überraschte mich jeden Tag. Am Freitag gingen wir beide noch in unserer Heimatstadt etwas Essen. Wir hatten einen sehr schönen Abend. Er brachte mich immer zum Lachen, auch wenn mir gar nicht danach zumute war. Am Samstag hatte er einen Arzttermin. Ich sollte vor der Praxis warten und im Anschluss direkt mit zu ihm fahren. Er war immer sehr pünktlich. Ich wunderte mich, dass ich ihn nicht erreichen konnte. Auf meine Anrufe reagierte er nicht. Unzählige Nachrichten schrieb ich ihm und bekam keine zurück. Ich spürte, dass etwas nicht in Ordnung war. Ich fuhr in seine Wohnung und fand meinen Freund dort tot. Meine Welt war von jetzt auf gleich ein völliger Trümmerhaufen. In diesem Moment konnte ich nur noch schreien und weinen. Ich hatte das Gefühl, still zu stehen. Ich konnte kaum laufen — als ob ich Blei an den Füßen hätte. Um mich herum raste die Welt. Die nächsten Tage und Wochen verbrachte ich bei meiner Mutti. In meine eigene Wohnung traute ich mich plötzlich nicht mehr zu gehen. Alles erinnerte mich an meinen Freund. An den Wänden sieht man ein glückliches Paar. Überall in der Wohnung stecken Erinnerungen an schöne und unbeschwerte Zeiten. In den ersten Nächten sah ich sein Gesicht immer vor meinen Augen, ständig rief er meinen Namen. Mit Tränen im Gesicht wachte ich auf. Ich redete mir am Anfang oft ein, dass nichts passiert sei. Immer wenn ich von einem schönen Erlebnis träumte, kam nach wenigen Minuten später die Erinnerung, wie ich ihn tot zu Hause gefunden hatte. Ich spürte sogar seinen kalten Körper. Ohne ihn fühlte ich mich nicht komplett — eine Leere war auf einmal in mir drin. Meine Mutti erinnerte mich oft daran, etwas zu essen oder zu trinken. Das hatte ich alles vergessen. Nach ein paar Wochen gingen mir die Haare büschelweise aus. Nun sehen auch noch alle Leute, dass es mir nicht gut geht, dachte ich mir. Ich hatte massive Probleme, mir irgendetwas zu merken. Meine Mutter bat mich irgendwann einmal, in einen Supermarkt zu gehen. Sie schrieb mir alles auf einen Zettel. Vor dem Geschäft hatte ich bereits wieder vergessen, was ich einkaufen sollte. Ich konnte mich noch nicht einmal an einen Einkaufszettel erinnern. Mein Leben schien nur noch bergab zu gehen. Mein Arbeitgeber hatte irgendwann kein Verständnis mehr für meine Situation und bot mir kurz vor Weihnachten die Kündigung an. Ich befand mich in einem ganz tiefen dunklen Loch. Nach dem Tod von meinem Freund haben sich viele Freunde einfach nicht mehr gemeldet. Leute, für die wir beide ständig da waren, hatten nun auf einmal keine Zeit mehr. Meine erste Anlaufstelle war damals das Hospiz in meiner Stadt. Das war am Anfang auch völlig in Ordnung. In Gesprächen mit der Gruppe war ich stets die jüngste Frau. Viele waren jahrelang verheiratet gewesen. Das Ehepaar hatte Kinder oder sogar schon Enkelkinder. Alle Frauen wussten woran ihr Mann verstorben war— nur ich eben nicht. Irgendwann fand ich im Internet den Artikel einer jungen Frau, die ebenfalls ihren Freund verloren hatte. In dem Text fand ich mich wieder. So nahm ich mit der Stiftung Kontakt auf. Eine ganz liebe Frau ruft mich nun oft an. Mit ihr kann ich über alles sprechen, wie mit einer Freundin. Sie gibt mir Mut, Kraft,Tipps und viele Anregungen. Ich bin der Stiftung und den Leuten, die alles möglich machen, sehr dankbar. Nach dem Tod meines Partners haben zwei Freundinnen stets zu mir gehalten. Man braucht nicht das ganze Handy voller Kontakte, wenn man doch zwei wahre Freunde gefunden hat. Heute bin ich sehr glücklich und sogar etwas stolz, einen so tollen Mann an meiner Seite gehabt zu haben. Ich möchte nicht eine Minute mit ihm missen. Er war wundervoll und meine große Liebe. Ich bin dankbar, dass er mein Freund war. Heute kann ich mit Stolz von ihm sprechen. Ich wünsche jedem Einzelnen nur das Beste und ganz viel Kraft für die Zukunft. Madlen |
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Anderswo |
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![]() Roman: Laufen Eine Frau glaubt nach einem erschütternden Verlust, am Ende ihrer Kraft zu sein. Dennoch beginnt sie zu laufen. Ihre Runden werden von Woche zu Woche länger – und was als Davonlaufen beginnt, wird schließlich ein Weg zurück ins Leben. Immer an ihrer Seite: ihre Freunde, ihre Wut, ihre Liebe zur Musik und ein Humor, der es mit ihrer Verzweiflung aufnehmen kann. Die fiktive Geschichte der Schriftstellerin Isabel Bogdan, bekannt durch den Bestseller Der Pfau, ist als Buch erhältlich oder als Roman-Verfilmung in der ZDF-Mediathek abrufbar. kiwi-verlag.de Chatverlauf als Buch: Zapptales ![]() Aus den ausgetauschten Nachrichten spricht oft ganz besonders, was den oder die Verstorbene ausgemacht hat. Der Humor, die Vorstellungen, aber auch die tiefe Zuneigung und Verbundenheit zu den wichtigsten Menschen an seiner oder ihrer Seite. Entsprechend kostbar sind die Chat-Verläufe häufig als Erinnerung. Der Anbieter Zapptales bietet an, WhatsApp, Facebook Messenger, Instagram, iMessage, Threema oder Telegram Chats in individuell gestaltete Bücher zu verwandeln – zum Anfassen, Durchblättern und immer wieder Hervorholen. "Und so eure gemeinsamen Erinnerungen für immer ein Stückchen greifbar machen." Ab 33 Euro pro gedrucktem Expemplar. zapptales.com ![]() Podcast-Folge: Wenn man früh einen geliebten Menschen verliert Jenni war Anfang 30, als ihr Freund plötzlich starb. Ein Einschnitt, der ihr den Boden unter den Füßen weggerissen hat. In einer Folge des BR-Podcasts "Die Lösung" spricht sie darüber, wie es ist, wenn der wichtigste Mensch plötzlich nicht mehr da ist und mit ihm jede Zukunftsvorstellung fehlt. Als Gast-Host erzählt außerdem Lisa Auffenberg von der Nicolaidis YoungWings Stiftung davon, was die Trauer in jungen Jahren so besonders macht, wie ein*e früh Verstorbene*r weiterhin ein Teil des Lebens bleiben kann und warum Sätze wie "Du bist doch noch jung, du findest wieder jemanden" alles andere als tröstlich sind. br.de ![]() Buch: Was rettet ![]() "So hatte ich mir mein Leben nicht vorgestellt. Es sollte immer so weitergehen mit meinem Mann, den Freunden, der Familie, den Gästen, der Musik und den immer neuen Projekten. Aber plötzlich ging ein Riss durch mein Leben. Die emotionale Fallhöhe hätte nicht größer sein können. Meine fünf nächsten Menschen starben innerhalb von drei Monaten: meine Mutter, meine drei engsten Freunde und mein Mann". In ihrem Buch Was rettet beschreibt die Psychotherapeutin und Autorin Irmtraud Tarr ihre tiefe Verzweiflung, aber auch jene urmenschlichen Überlebensstrategien, die ihr in der Trauer geholfen und das Weitergehen ermöglicht haben. verlagsgruppe-patmos.de |
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