Zuhause zusammen: Es wird anders
wer trauert, der kennt das. Alles ist in Bewegung, nichts bleibt gleich, heute ist nicht wie gestern und übermorgen nicht wie morgen. Diese permanente Veränderung ist manchmal tröstlich, manchmal niederschmetternd und meistens anstrengend. Erst der Blick zurück zeigt vielleicht mit einigem Abstand, dass in dem ganzen Auf und Ab, Hin und Her die grobe Richtung stimmt. Dass es eine zarte Linie gibt, die sich durch das Chaos zieht. So ist es auch in der Corona-Krise. Die wechselnden Bestimmungen und veränderten Bedingungen verlangen uns einiges an Anpassungsfähigkeit ab. Doch in der Rückschau wird sichtbar, dass nicht nur dauernd alles anders, sondern manches auch leichter wird. Zum Beispiel unsere Arbeit in der Stiftung. Ab Juli können sich einige Gruppen wieder vor Ort treffen und Einzelgespräche zum Teil persönlich stattfinden. Dieses E-Mail-Format wird es dann noch einmal im Monat geben – ein weiterer Schritt in Richtung neuer Normalität.
Euer Team der Nicolaidis YoungWings Stiftung |
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Wir an EuchWas macht die Corona-Pandemie mit der Trauer? Welche Gedanken und Eindrücke begegnen uns in der Begleitung? Und wie erleben wir Beraterinnen selbst die Situation? Ein offener Brief – diesmal von Marlen Schindler. Es wird anders… Anfang März zelebrierten wir in unserer Montagsgruppe, in unserer trauten Runde gemeinsam um ein wärmendes Feuer sitzend, ein kraftvolles Klageritual in einem Tipi. In der Gruppenstunde danach war plötzlich alles ungewohnt: Jede/r saß allein daheim vorm PC, Tablet oder Handy bei einer Videokonferenz. Es wird anders… Unsere Mittwochsgruppe sollte Mitte März das Klageritual im Tipi zelebrieren. Doch das Gruppentreffen fand nicht statt, weil eine Ausgangssperre angeordnet war. Wir trafen uns also erst später: per Videokonferenz, in völlig neuer Umgebung, jede und jeder daheim. So anders unsere virtuellen Zusammentreffen doch sind, so spürbar ist doch unser Verbundensein in dieser kleinen Gemeinschaft. Mittlerweile haben wir unsere vertrauten 14-tägigen Gruppenrituale angepasst. Daheim wird ein besonderer Raum geschaffen, Kerzen aufgestellt, es sich gemütlich gemacht für diese kostbaren zwei Stunden, ein Foto vom verstorbenen Elternteil in die Nähe gerückt, Tee aus der Lieblingstasse getrunken. Wir lauschen nicht wie gewohnt unserem Gong am Beginn und Ende der Gruppenstunde, sondern sitzen in der Runde zusammen, vereint in der Bildergalerie auf dem Bildschirm, und tauschen uns aus. Es wird anders... Unsere Gruppenstunden sind anders geworden UND es ist etwas geblieben. Etwas Verbindendes, etwas Essentielles, etwas Nährendes, etwas Vertrautes, etwas Wichtiges. Sehr vorfreudig blicken wir in den Juli, wenn es dann wieder anders wird: wenn wir uns endlich wieder live begegnen werden. Ja, es wird anders… Herzliche Grüße, Marlen Schindler Beratung und Begleitung nach dem Tod eines Elternteils |
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Eine Idee: Bücher für Kinder und Jugendliche
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Peter Schössow: Gehört das so??! Die Geschichte von Elvis Ein kleines Mädchen mit einer roten Tasche läuft durch einen Park und schreit ihre Empörung heraus: „Gehört das so??!“ Keiner der Angesprochenen versteht, was los ist, bis sich endlich jemand traut zu fragen. Elvis, der Kanarienvogel, der immer so schön gesungen hat, ist tot. Ein Trostbuch für Kinder ab 4 Jahren. Ayse Bosse, Andreas Klammt: Weil du mir so fehlst Ein Bär vermisst jemanden, der für immer weg ist. Für immer. Das ist schwer zu begreifen. Er ist ganz durcheinander und traurig und verunsichert. Auf den folgenden Seiten können die Kinder den Bären auf seiner Reise begleiten und sie bekommen viele Angebote, ihre eigenen Gefühle auszudrücken und Erinnerungen festzuhalten. Ein Mitmach-Bilderbuch ab 4 Jahren. Wieso? Weshalb? Warum (Bd. 42): Abschied, Tod und Trauer Kinder stellen Fragen, auch und insbesondere in Ausnahmesituationen: Was passiert, wenn man stirbt? Was ist eine Beerdigung? Wie trauern wir? Darf ich lachen, wenn ihr traurig seid? Was ist eine Seele und wie sieht es im Jenseits aus? Das Buch spricht kindgerecht und sachlich viele Fragen zu Tod und Trauer an, beantwortet sie wo möglich und lädt darüber hinaus zum Philosophieren ein. Ein Sachbuch mit vielen Klappen ab 4 Jahren. Ayse Bosse, Andreas Klammt: Einfach so weg. Dein Buch zum Abschiednehmen, Loslassen und Festhalten Ein Buch voller Liedtexte, Gedichte, Kurzgeschichten, Comics und einem eigenen Song. Dazu gibt es viel Platz für eigene Ideen, Gedanken und Erinnerungen. Dieses Buch wurde mit Jugendlichen für Jugendliche gemacht und gibt nach einem Verlust Gefühlen wie Leere, Angst, Einsamkeit und Wut einen Platz. Ein kreatives Trauerbuch für Jugendliche. Anna Llenas: Das Farbenmonster. Ein Pop-up-Bilderbuch zum Thema „Gefühle“ Das Farbenmonster kann fröhlich sein wie goldgelber Sonnenschein, rot vor Wut oder traurig und zurückgezogen wie ein stiller blauer See. Und das ist auch gut so. Nur alles auf einmal, wütend und fröhlich und traurig zugleich, das ist überhaupt nicht gut. Deshalb lernt das Farbenmonster, seine Gefühle nach Farben zu ordnen - und die Kinder lernen mit. Anna Llenas hat ein Kinderbuch geschaffen, das Kindern dabei hilft, ihre Gefühle wahrzunehmen, auszudrücken und sie dadurch auch ein Stück weit zu kontrollieren. |
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EinblickDrei Trauernde erzählen uns im Wechsel, wie ihr Leben gerade aussieht. Wie erleben sie die momentane Situation? Wie verändert sich ihre Trauer? Und was hilft dabei, die nächste Zeit zu überstehen? |
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Seit einiger Zeit frage ich mich, wo ich Angi im Alltag noch finden kann. Manche Erinnerungen verblassen und andere sind nur noch geisterhaft, dafür umso fester in meinen Gedanken verankert. Es gibt keinen festen Ort und keine festen Rituale, die mich an sie erinnern und manchmal bin ich froh darum. Denn „Normalität“, eine neue Normalität, kehrt langsam zurück. Mit einer neuen Beziehung, einem neuen Glück, Arbeitsalltag und kleinen Dingen, die mich aufregen, obwohl ich dachte, mich nie wieder über Kleinigkeiten aufregen zu können. Vor einigen Wochen ist mein erster Kinofilm "La Palma", eine Beziehungsgeschichte, in den deutschen Kinos erschienen. Der erste neue Film nach dem Corona-Lockdown. Eigentlich hätte Angi jetzt bei mir sein sollen. Sich mit mir nervös alle Kritiken durchlesen, sich über die Aufmerksamkeit für den Film freuen und mich trösten sollen, wenn die Zuschauerzahlen unter den Erwartungen bleiben. Denn dieser Film war auch ein gemeinsamer Weg. Angi war da: vom Beginn der Idee, über die Hürden der Entwicklung und bis zu den anstrengenden Dreharbeiten. Und noch wichtiger: Angi ist bei mir geblieben. So anstrengend es hier und da auch gewesen sein mag, wir beide haben diesen Weg gemeinsam durchgestanden, haben neue Erfahrungen gesammelt und sind daran gewachsen. Und jetzt, am Ende des Weges, fehlt sie. Geisterhaft, aber umso fester verankert. „Hätte sollen...“ ist leider schon lange keine verlässliche Kategorie mehr. Ein Kritiker der FAZ schrieb einen besonders schönen Absatz über den Film: „Die Szenen, die Erec Brehmer für das Paar geschrieben und mit Marleen Lohse und Daniel Sträßer inszeniert hat, verraten viel von dem Rollenspiel, zu dem eine Beziehung unter reflektierten Menschen notwendigerweise wird. Liebe wäre demzufolge nicht so sehr ein unmittelbares Gefühl, sondern ein Vermögen, so miteinander zu spielen, dass man sich jeweils mit der Inspiration dazu beschenkt. Das gemeinsame Leben wäre dann eine ständige Probe auf ein Glück, von dem unklar ist, ob es auch einmal zur Aufführung kommt.“ Und plötzlich, beim Lesen dieser Kritik, ist Angi wieder da. Und erinnert mich an unser gemeinsames Spielen. Und an die Probe auf ein Glück, das nie zur Aufführung kam. Erec |
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AnderswoI Kaum eine emotionale Regung ist so eng mit den intensivsten Momenten unseres Lebens verknüpft wie das Weinen. Das Weinen lässt uns die Kontrolle verlieren, es rührt und verstört uns, es erleichtert und macht angreifbar. Die Lyrikerin Heather Christle begibt sich in ihrem Essay auf seine Spur - mit kurzen, poetischen und klangvollen Texten. I Ein junger Mann verliert beide Elternteile in einem Jahr und überrascht den Therapeuten mit seiner Kreativität. Der schreibt darüber auf der Website der Psychologie Heute. I Glücksratgeber, Yoga-Lehrer und die positive Psychologie versprechen: Erfüllung und Zufriedenheit sind keine Frage des Schicksals, wir sind unseres Glückes eigener Schmied. Ein Radiobeitrag auf WDR 5 hinterfragt diese Sichtweise. I Trauer ist keine Krankheit. Oder doch? Mit dieser Frage beschäftig sich die aktuelle Folge des Podcasts "ende gut" der Neuen Osnabrücker Zeitung. Darin erklärt ein Psychotherapeut, warum wir recht haben mit unserem Gefühl, in der Trauer nicht mehr wir selbst zu sein. Und warum Zwiegespräche mit dem Verstorbenen wichtig für unsere mentale Gesundheit sind. |
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Ihr an EuchDieses E-Mailformat soll auch eine Plattform sein, auf der Trauernde miteinander teilen können, was sie bewegt. Was beschäftigt Sie und Euch gerade? Gibt es Anliegen, Gedanken, Erfahrungen, die hier einen Platz haben sollen? Einfach eine Mail an post@nicolaidis-youngwings.de schicken und wir greifen die Nachricht gerne an dieser Stelle auf. |
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Liebe Malaica, deine Worte haben mich sehr berührt. Leider weiß ich von keinen offenen Stellen, trotzdem möchte ich dir gerne antworten und zumindest mein Mitgefühl schicken. Ich denke, alle, die deine Nachricht hier gelesen haben, können sich vorstellen, wie schwer die Situation für dich sein muss. Alleine den Verlust zu bewältigen ist eine riesige Aufgabe, die alle Kräfte aufzehrt und unmöglich erscheint. Wenn man da noch um seine gewohnte Umgebung fürchten und wie du eine schwere Verletzung bewältigen muss, dann ist es das kaum vorstellbar. Ich hoffe, du hast ein paar liebe Menschen um dich herum, die dir dabei helfen, das alles auszuhalten und zu stemmen. Ich wünsche dir, dass du auf diesem oder einem anderen Weg eine Stelle findest und dich bald "nur noch" um deine Trauer kümmern musst. Das ist wahrhaftig schwer genug. Ganz viel Kraft wünscht dir Margit |
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