Zuhause zusammen: Phasen und Feste
nicht nur die Auseinandersetzung mit der Trauer braucht ihren Raum. Auch Momente der Leichtigkeit und Pausen vom Schmerz sind wichtig, wenn man einen Verlust überleben muss. In der Gemeinschaft mitfühlender, verständnisvoller Menschen geht das leichter als alleine. Deshalb organisieren wir als Stiftung nicht nur Trauergruppen und Beratungsangebote, sondern auch Ausflüge, Feste oder Kochabende. Eigentlich. In diesem Jahr war nicht viel Platz für ein lockeres Miteinander und so mussten wir viele Veranstaltungen schweren Herzens absagen. Auch das Frühlingsfest im Mai.
Weil wir an diesem gemeinsamen Nachmittag besonders hängen, wollen wir ihn im Herbst gerne nachholen. Statt Maiglöckchen gibt es Blättergeraschel, ansonsten aber das bewährte Rezept: einen entspannten Nachmittag mit interessanten Gesprächen, spannenden Begegnungen und gutem Essen, bei dem sich niemand alleine fühlen muss (mehr dazu unter "Eine Idee"). Wir würden uns sehr freuen, Euch und Sie dort zu sehen! Das Team der Nicolaidis YoungWings Stiftung |
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Wir an EuchWas macht die Corona-Pandemie mit der Trauer? Welche Gedanken und Eindrücke begegnen uns in der Begleitung? Und wie erleben wir Beraterinnen selbst die Situation? Ein offener Brief – diesmal von Birgit Frank. Herzliche Grüße, Birgit Frank Beratung und Begleitung nach dem Tod des Lebenspartners |
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Eine Idee: Miteinander im Herbst |
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Leider mussten wir das ursprünglich im Mai geplante Frühlingsfest der Nicolaidis YoungWings Stiftung absagen. Jedes Jahr kommen dort Menschen zusammen, die sich der Stiftung verbunden fühlen: Trauernde, Mitarbeiter, Unterstützer und Ehemalige. Weil dieser bunte, solidarische Nachmittag von ihnen allen sehr geschätzt wird, lag es uns am Herzen, einen Ersatztermin zu finden. Aus unserem FRÜHLINGSfest wird jetzt ein HERBSTfest, zu dem wir Euch und Sie ganz herzlich einladen möchten. Termin: Am Sonntag, 27. September 2020, 14:00 bis 17.00 Uhr Veranstaltungsort: Mariahilf Herberge | Am Herrgottseck 2, Ecke Sammtstraße | 81669 München Anmeldung: Bitte melden Sie sich bis spätestens 15. September 2020 über unser Anmeldeformular für das Herbstfest an. Auch in diesem Jahr wird es wieder eine Mitmach-Aktion für Klein und Groß geben: Wer möchte, kann beim Gestalten eines (Familien-)Wappens die Besonderheiten und Stärken der eigenen Familie zum Ausdruck bringen. Wichtiger Hinweis: Wie groß unser Fest werden darf, ist aktuell leider noch nicht absehbar. Maßgeblich werden für uns die ab dem 27.09.2020 geltenden gesetzlichen Vorgaben der Bayerischen Staatsregierung für Veranstaltungen sein. Ca. zwei Wochen vor Veranstaltungsbeginn bekommen Sie per E-Mail alle wichtigen Informationen zum Herbstfest und den aktuellen Hygienevorschriften vor Ort. |
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EinblickDrei Trauernde erzählen uns im Wechsel, wie ihr Leben gerade aussieht. Wie erleben sie die momentane Situation? Wie verändert sich ihre Trauer? Und was hilft dabei, die nächste Zeit zu überstehen? |
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Mein erstes Trauerjahr neigt sich dem Ende zu. Vor einem Jahr kam mein Mann ins Hospiz. Wie viel Zeit er noch haben würde, das konnte ich damals nicht einschätzen. Es waren sechs Wochen. So denke ich derzeit oft daran zurück, was vor einem Jahr passiert ist: an unsere letzten Gespräche, seine letzte Mahlzeit, das letzte Mal, dass ich ihn gesehen habe, wie wir uns verabschiedet haben. Die alten, immerwährenden Fragen quälen mich: Was hat er wann noch registriert? Wann hat er sich endgültig aufgegeben? Hatte er Schmerzen? Wie war es für ihn, zu wissen, dass er all das hier zurücklassen würde? Fragen, auf die ich nie eine Antwort bekommen werde. Wenn das erste Trauerjahr überstanden sei, dann werde es leichter, habe ich oft gehört. Zwischendrin habe ich es selbst geglaubt, auch weil ich es natürlich glauben will. Die Stimmen, ich müsse jetzt irgendwann loslassen, ihn gehen lassen, abschließen, meinen Frieden damit machen, werden lauter. Auch in den schlauen Büchern zum Thema Trauer liest man das immer wieder. Alles in mir wehrt und sperrt sich dagegen. Die Phasen der Trauer, die diese Bücher beschreiben - ich finde mich darin nicht wieder. Die erste Phase ist die des Nicht-wahrhaben-Wollens. Wie soll ich bitteschön jemals allein diese erste Phase überwinden? Wie soll ich das jemals „wahrhaben wollen“, wie loslassen, was passiert ist? Wie soll ich das akzeptieren, nicht mehr damit hadern, gut sein lassen, dass ich keinen Ehemann mehr habe und meine Kinder keinen Vater mehr? Wie soll ich jemals all das Leid, das ich gesehen habe, friedvoll verabschieden? Ich empfinde das Trauern nicht als schematischen Prozess, nicht als Voranschreiten, nicht als irgendetwas durchmachen und dann ein anderes Stadium erreichen. Immer wieder fühle ich mich auf Null zurückgeworfen. Immer wieder durchlaufe ich sämtliche Phasen, nur um wieder von vorne anzufangen. Dann fühle ich mich traurig wie am allerersten Tag. Will nicht wahrhaben, was passiert ist, will es leugnen, will ihn zurückhaben um jeden Preis, verdamme es als schreiend ungerecht, hadere, wüte. Nein, diese Phasen sind für mich Theorie, die mit meiner Wirklichkeit nichts zu tun haben. Es gibt kein Schema F in meiner Trauer und das ist auf gewisse Art und Weise auch befreiend, weil es damit auch kein Richtig und kein Falsch gibt. Es gibt gute und schlechte Phasen mit einer wilden Mischung aus Machtlosigkeit, Begreifen, Verzweiflung, Hoffnung, Kraft und Erschöpfung. Für mich ist der „Fortschritt“, dass ich auf keinen Fortschritt mehr warte, mich daran aber nicht mehr aufreiben mag. Es ist, wie es ist, und ich versuche, das anzunehmen - den Zustand und nicht den Verlust selbst. Mit dem darf ich hadern und ich darf ihn verdammen und ich darf traurig sein und wütend und ängstlich und verzweifelt. Ich darf alles und ich muss gar nichts. Ich will einfach in Ruhe traurig sein dürfen. Am Ende der Trauerphasen, die man in der Psychologie kennen will, steht die Akzeptanz. Vielleicht werde meine Trauer nie abschließen. Ich werde damit wohl nie „fertig" sein und das will ich auch gar nicht. Ich werde nie akzeptieren, dass so ein wunderbarer Mensch, mein wunderbarer Mensch, so früh gehen musste. Ich akzeptiere, dass ich das nicht akzeptieren kann. Vielleicht ist das sogar irgendwie dasselbe. Clarissa |
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AnderswoI Corona und Du – ein Infoportal zur psychischen Gesundheit für Kinder und Jugendliche – gibt Hilfestellungen zum Umgang mit Stress und akuter Belastung. Auf der Onlineseite finden junge Menschen konkrete Tipps gegen Langeweile, Strategien für einen guten Schlaf oder Ideen, die bei negativen Gedankenschleifen helfen können. I Die "Poesie- und Bibliotherapeutin, Witwe und Mutter zweier Kinder im Himmel" Barbara Pachl-Eberhart lädt vom 18. bis zum 20.9.2020 zu einem Schreibseminar für Trauernde in St. Pölten ein. Dabei wird in Erinnerungen gestöbert, die eigene Geschichte erzählt und schreibend eine Verbindung zu dem Verstorbenen gesucht. Details gibt es hier. I Kinder leiden, wenn ein vertrauter Mensch stirbt. Wie sollten die Eltern mit ihrer Trauer umgehen? Der inzwischen verstorbene Familientherapeut Jesper Juul meint: „Kinder sollten alles über den Tod erfahren dürfen, um ihn als Tatsache des Lebens zu begreifen.“ Nachzulesen sind seine Empfehlungen auf derstandard.at. I „Wir können heute über sexuelle Praktiken mit einem oder mehreren Partnern frei sprechen, aber wenn es um den Diskurs des Sterbens oder der Trauer geht, reagiert die Gesellschaft nach wie vor mit Prüderie, Distanz und Tabuisierung. Die ständig zunehmende Selbstoptimierung macht uns herzkarg.“ Auf zeit.de schreibt die Autorin Klara Charlotte Zeitz über das bedingungslose Leben, das sie der Tod gelehrt hat. I Die App Body2Brain will ihren Nutzern mit wissenschaftlich fundierten Übungen dabei helfen, innere Ruhe zu finden. Die Methode wurde von der Neurologin und Hospiz-Gründerin Claudia Croos-Müller entwickelt und basiert auf körpertherapeutischen Ansätzen. Weil der Körper die Psyche und die Psyche den Körper beeinflusst, versucht die App, mit gezielten Bewegungen und Haltungen die Stimmung positiv zu verändern. |
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Ihr an EuchDieses E-Mailformat soll auch eine Plattform sein, auf der Trauernde miteinander teilen können, was sie bewegt. Was beschäftigt Sie und Euch gerade? Gibt es Anliegen, Gedanken, Erfahrungen, die hier einen Platz haben sollen? Wir greifen Eure und Ihre Nachrichten gerne an dieser Stelle auf. |
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Liebe alle, jedes Mal freue ich mich sehr, wenn ich die Rundmail in meinem Postfach finde. Besonders die Einblicke berühren mich sehr und oft finde ich mich darin wieder. Leider schreibe ich nicht so gut, da ist es besonders schön, wenn andere Worte finden für die Gefühle, die ich selber kenne. Meine Partnerin ist vor bald zwei Jahren gestorben. Es gibt keinen Tag an dem ich nicht an sie denke. Obwohl ich sehr gelitten habe und immer noch leide, gibt es Dinge, für die ich dankbar bin, wenn ich auf die letzte schwere Zeit zurückschaue. An allererster Stelle sind es tolle Menschen, die ich über die Stiftung kennenlernen durfte, und ein Gefühl der Zugehörigkeit und Gemeinschaft, die ich mit ihnen erleben konnte. Ihr alle, die ihr jeden Tag aufsteht, um diesen Verlust zu überleben, seid Helden! Weil es sich überhaupt nicht so anfühlt, muss es einem jemand anderes sagen. Heute bin das mal ich. Herzliche Grüße, Margit |
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