|
|
|
Hallo zusammen,
mit Lichtblicken haben wir im letzten Jahr geendet, mit Lichtblicken würden wir gerne in das neue Jahr starten. Doch was kann es Positives und Hoffnungsvolles geben in einem (weiteren) Jahr ohne den geliebten Menschen? Worauf kann man zuversichtlich blicken, wenn alles offen, alles unplanbar, alles im Ausnahmezustand ist? Was kann ein "frohes neues Jahr" bedeuten angesichts des Verlusts und der momentanen Situation? Darüber macht sich Verena Sing in der Rubrik "Wir an Euch" Gedanken.
Sie und all ihre Kolleginnen haben versucht, für diese ersten Wochen des Jahres einige Termine für Sie festzuklopfen, die unabhängig von jeder Regelung stattfinden können: drei Achtsamkeitstreffen und zwei Vorträge (mehr dazu unter "Wir für euch"), die für die eine oder den anderen hoffentlich hilfreich sind. Wir würden uns freuen, wenn wir Ihnen damit (und mit unseren weiteren Angeboten) wenigstens ein kleines bisschen den Rücken stärken könnten bei diesem schwierigen Schritt in das neue Jahr.
Ihr Team der Nicolaidis YoungWings Stiftung
|
|
|
|
|
|
Wir an Euch
Welche Gedanken und Eindrücke begegnen uns in der Begleitung? Womit beschäftigen wir uns und was treibt uns um? Ein offener Brief – diesmal von Verena Sing.
Der erste Newsletter im neuen Jahr 2021 stellt uns als Team vor eine ähnliche Aufgabe wie der letzte im alten Jahr. Die gewohnten Wünsche kann man für jemanden, der gerade seinen Partner oder seine Partnerin verloren hat, nicht aussprechen, oder? Und trotzdem bleibt der Wunsch, Euch zu sagen, dass wir in dieser schwierigen Zeit an Euch denken und viel Mitgefühl haben. So haben wir uns im alten Jahr für eine Wortwahl entschieden, die auf die gewohnten Worte verzichtet hat und sind trotzdem unserem Bedürfnis nachgekommen, Euch etwas zu wünschen.
Im neuen Jahr ist die Situation nicht so anders. Ein frohes neues Jahr? Ja, das würden wir Euch auch gerne wünschen, aber wie kann es auch froh werden, wenn der geliebte Mensch nicht an der Seite ist. Wie also könnte der Wunsch stattdessen lauten?
Ich persönlich habe so meine Schwierigkeiten mit Floskeln, auch wenn ich weiß, dass sie wahrscheinlich gut gemeint sind und eine soziale Funktion erfüllen. Nach dem Tod meines Partners konnte mich alleine die Frage „Na, alles gut bei Dir?“ total aus dem Häuschen bringen. Wie soll schon alles gut sein? Aber man kann ja auch nicht jedes Mal zwischen Tür und Angel erklären, wie es einem wirklich geht. Und will man das überhaupt? Ich habe viel experimentiert mit den Antworten und am Ende, je nach Stimmung, eine für mich passende oder auch manchmal für das Gegenüber unpassende Antwort gewählt.
Jemandem ein frohes neues Jahr oder auch frohe Weihnachten zu wünschen, kann einem Menschen aber auch sehr viel Sicherheit geben. Dann muss man nicht ganz vorne anfangen zu überlegen, was man denn eigentlich jedem Individuum mitgeben möchte. Und oftmals muss es ja auch schnell und spontan passieren. Wie auch zum Geburtstag, da hat sich ‚Alles Gute‘ halt doch irgendwie bewährt und durchgesetzt. Wahrscheinlich aus gutem Grund.
Ich habe jetzt Zeit, mir zu überlegen, was ich Euch wünsche. Ich wünsche Euch viel Kraft für das neue Jahr, dass ihr Zugang zu Eurer Trauer findet, wenn Euch danach ist und auch, dass Ihr Euch ablenken könnt, wenn Euch danach ist, und dass Ihr Möglichkeiten zu trauerfreien Räumen habt. Ich wünsche Euch, dass Ihr Ruhe findet im stressigen Alltag mit Home-Schooling und Home-Office, gute soziale Kontakte mit oder ohne Zoom, dass Ihr Menschen in Eurer Umgebung habt, die Euch das Gefühl geben, dass Ihr nicht alleine in diesem Boot sitzt. Die Liste könnte ich noch lange weiterführen. Beim Schreiben merke ich, dass ich all dies meine, wenn ich Euch ein ‚frohes neues Jahr‘ wünsche.
Herzlichst,
Eure Verena Sing
Beratung und Begleitung nach dem Tod des Lebenspartners
|
|
|
|
|
|
Eine Idee: Sorgen entschärfen
|
|
|
Sorgen können manchmal so stark werden, dass wir uns wie gelähmt fühlen und den Mut verlieren, den nächsten Schritt zu gehen. Wenn sie zu stark werden, dann ist es wichtig, für etwas Ruhe zu sorgen. Dabei will das Online-Training „get.calm and move.on“ der Leuphana Universität Lüneburg helfen. In zehn Schritten lernen die Teilnehmer, wie sie Anspannung, Stress und Sorgen entschärfen können. Das Programm ist kostenlos und findet im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie statt. |
|
|
|
|
|
Von Uns für euch
Achtsamkeitstreffen (online) I 21. Januar, 4. Februar & 11. März, jeweils 19.30 - 20.30 Uhr
Bis es wieder möglich wird, den Kurs "Yoga bei Trauer" vor Ort anzubieten und in einem gemeinsamen Raum zu üben, besteht ab Januar 2021 die Möglichkeit, einmal im Monat an einem Online-Achtsamkeitstreffen teilzunehmen. Diese Termine finden via Zoom statt und können dazu anregen, sich bewusst Zeit für sich selbst zu nehmen und über Achtsamkeits-Übungen den Blick vom Außen in das Innere zu lenken und die eigene Ruhe zu stärken. Beide Anleiterinnen bringen mehrjährige Berufserfahrung als qualifizierte Yoga-Lehrerinnen (Schwerpunkt Hatha Yoga) sowie Zusatzqualifikationen im Bereich der Trauerbegleitung mit. Da der erste Termin schon heute stattfindet, lohnt sich eine schnelle Anmeldung. Interessierte können aber natürlich auch zu einem späteren Zeitpunkt teilnehmen. Weitere Informationen und Anmeldung.
Online-Vortrag: Weiterleben / Weiterlieben I 27. Januar, 19.30 - 21.00 Uhr
Viele Menschen, die in jüngeren Jahren ihren Partnern verlieren, bleiben nicht für immer alleine – und sind in ihrer neuen Beziehung mit besonderen Hindernissen konfrontiert. Schuldgefühle, Vergleiche und das schwierige Austarieren unterschiedlicher Bedürfnisse stellen beide Partner in dieser Konstellation vor Herausforderungen. Wer um die Hürden weiß, kann sie leichter nehmen. Bei einem Online-Vortrag wollen wir deshalb die Besonderheiten der Partnerschaften aufzeigen und mögliche Wege für ein gelingendes Beziehungsleben aufzeigen. Die Veranstaltung richtet sich an: (1) Trauernde, die sich einer neuen Partnerschaft langsam öffnen wollen, (2) Menschen, die ihren Partner verloren haben und sich in einer neuen Beziehung befinden, sowie (3) ihre neuen PartnerInnen. Weitere Informationen und Anmeldung.
Online-Vortrag: Trauer am Arbeitsplatz I 25. Februar, 10.00 - 11.30 Uhr
Wenn ein Mitarbeiter stirbt oder ein Kollege trauert, sehen sich Vorgesetzte mit der Aufgabe konfrontiert, mit dieser Ausnahmesituation zugleich menschlich und professionell umzugehen. Mitarbeiter, die um einen geliebten Menschen trauern, stehen vor der Herausforderung, nach dem schweren Verlust ihre beruflichen Tätigkeiten wiederaufnehmen und Kollegen oder Kunden zu begegnen. Wie also kann der Spagat zwischen Trauer und Arbeitsleben gut gelingen? Welche Rahmenbedingungen brauchen Trauernde und wie kann ich sie als Vorgesetzter oder Kollege unterstützen? Diese und weitere Fragen sind Thema unseres Infoabends. Im Rahmen eines Online-Vortrags und dem daran anschließenden, offenen Austausch vermitteln wir ein Verständnis für das Erleben von Trauernden am Arbeitsplatz. Betroffene, Personalverantwortliche und Interessierte erhalten Impulse, was in diesem Kontext unterstützen kann. Weitere Informationen und Anmeldung.
|
|
|
|
|
|
Einblick
Einige Trauernde erzählen uns im Wechsel, wie ihr Leben gerade aussieht. Wie erleben sie ihren Verlust? Wie verändert sich ihre Trauer? Und was hilft dabei, die nächste Zeit zu überstehen?
|
|
|
»Wie geht es dir?«, diese Frage höre ich oft. Meist ist sie einfühlsam gemeint, manchmal ist sie unbedacht. Ich weigere mich, die bequeme Antwort zu geben, und sage: »Es geht«, »Gerade ganz ok«. »Mal so, mal so«. Oder einfach: »Schlecht«.
Menschen strengen mich an. Ich habe das Gefühl, ihnen meine Trauer nicht zumuten zu können. Leute wollen helfen, doch sie wollen auch sehen, dass ihre Hilfe fruchtet, dass es mir danach besser geht. Dieses Geschenk kann ich ihnen gerade nicht machen.
Nie hätte ich gedacht, dass Freundschaften noch zerbrechen können, die die letzten drei Jahre überstanden haben. Drei Jahre, in denen mein Freund gegen den Krebs gekämpft hat. Drei Jahre, in denen ich nichts zu geben hatte und so viel nehmen musste. Doch einige scheine ich jetzt mit meinem Schicksal anzuschreien: "Auch dich kann es treffen! Dein Alter und die Statistik schützt dich nicht! Dein ach so sicherer Alltag ist trügerisch! Der Tod kommt irgendwann, auch zu dir und deinen Liebsten!" Sie gehen mir aus dem Weg, meiden mich, wagen es nicht, mir auch nur eine banale Frage zu stellen, aus Angst, ich könnte die Vorlage nutzen, um ihnen mein Leid aufzudrücken, das sie nicht spüren wollen.
Aber auch von den Einfühlsamsten trennen mich Welten. Mein Freund ist tot. Er starb in meinen Armen. Das Unvorstellbare wirft einen Graben auf, der nicht durch Fragen und Erzählen überbrückt werden kann. Alleine stehe ich auf der anderen Seite, einige wenige neben mir, die dieses Erlebnis teilen. Wie passe ich jemals wieder in die normale Welt, frage ich mich. Jetzt, wo jegliches Vertrauen darauf, dass alles schon werden wird, dass die Zukunft irgendwie gut sein wird und dass sich Hoffnungen lohnen, zerbrochen ist?
"Du musst dich konfrontieren", sagt eine Bekannte, die nicht verstehen kann, warum ich es vier Monate nach der Trauerfeier noch nicht geschafft habe, zur Klinik zu fahren und einige Utensilien zurückzubringen. "Aus dem Weg gehen hilft nichts, das habe ich selbst gemerkt."
Willst du mich verarschen?, schreie ich ihr innerlich entgegen. Jeder Moment meines Tages ist Konfrontation. Das Aufwachen, alleine, das Zähneputzen, mit seiner elektrischen Zahnbürste und der Sensitiv-Zahncreme, die wir für ihn kaufen mussten, das Frühstücken seines Lieblingsmüslis (ohne Rosinen, wichtig!), aus dem Haus zu gehen ohne Umarmung und ohne Abschiedskuss, das Arbeiten, in dem Wissen, niemandem davon erzählen zu können, das Vibrieren des Handys, wenn eine Nachricht kommt, die nicht seine sein wird, das Heimkommen in etwas, das kein Zuhause mehr ist, der Pulli, der noch über der Lehne hängt und vergeblich auf ihn wartet, der Anrufbeantworter, von dem seine ahnungslose Stimme quatscht, niemanden zu haben, der sich für jede Kleinigkeit meines Lebens interessiert, niemanden, der sich Geschichten von nervigen Opas in der U-Bahn und lustigen Sprüchen der Kollegen anhört, niemanden, der jede meiner Marotten kennt und genau weiß, was er schief grinsend zu ihnen sagen muss. Es gibt keinen Atemzug, aus dem nicht spricht: Er fehlt.
Anna |
|
|
|
|
|
Anderswo
I Dom lebt mit seinem Vater in Paris, die Mutter hat sie vor Jahren verlassen. Als sein Vater an einem Herzinfarkt stirbt, wird Dom nicht nur von Trauer überwältigt, sondern auch mit zahlreichen Rätseln konfrontiert. Wer war die blonde Frau, in deren Armen sein Vater laut Aussage des Notarztes gestorben ist? Und warum ist in einem Kondolenzbrief aus Argentinien von der Tochter seiner Eltern die Rede, wo Dom doch Einzelkind ist? Der Roman "Pinguine bringen Glück" von Lorraine Fouchet begleitet Dom auf den Weg nach Patagonien, um zu erfahren, wer seine Eltern waren.
I Die Goethe-Universität Frankfurt hat aufgrund der Corona-Pandemie 76 Vorlesungen ihrer Kinder-Uni online gestellt. Die Videos behandeln Themen für Acht- bis Zwölfjährige, zum Beispiel Dinosaurier, Pippi Langstrumpf und Spione.
I Im Zuge des Lockdowns wegen der Corona-Pandemie gilt in Kliniken zeitweise ein totales Kontaktverbot. Ein Fernsehbeitrag des WDR begleitet Familie Hucks aus Duisburg, die wochenlang Ehefrau und Mutter Annemarie nicht besuchen darf. Nach sechs Wochen erhält die Familie plötzlich die Todesnachricht aus der Klinik und muss damit umgehen, dass weder Begleitung noch Abschied möglich war. Die Dokumentation ist noch bis November in der ARD-Mediathek zu sehen.
I Trauer, Trennung, Abschied: Rituale können solche erzwungenen, schmerzhaften Übergänge erleichtern. Die aktuelle Ausgabe der "Psychologie Heute" erklärt, wieso Bräuche hilfreich sind und wie Sie Ihre eigenen Rituale für sich entwickeln können.
|
|
|
|
|
|
Ihr an Euch
Dieses E-Mailformat soll auch eine Plattform sein, auf der Trauernde miteinander teilen können, was sie bewegt. Was beschäftigt Sie gerade? Gibt es Anliegen, Gedanken, Erfahrungen, die hier einen Platz haben sollen? Wir greifen Ihre Nachrichten gerne an dieser Stelle auf.
Ihr Lieben,
ganz herzlichen Dank für den Abend mit dem Zauberer, das war ein Lichtblick für uns in dieser doch sehr schwierigen Zeit!
Herzliche Grüße,
Veronika mit Niklas
Wir hatten uns gestern Abend für die Online-Zaubershow mit Euren kostenlosen Karten angemeldet und einen netten Abend (bzw. eine Stunde) verbracht.
Vielen Dank - hat echt Spaß gemacht.
Viele Grüße,
Stephanie
|
|
|
|
|
|
|
|