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Hallo zusammen,
Ressourcen werden in der Psychologie definiert als "die Gesamtheit aller gesundheitsförderlichen bzw. protektiven persönlichen und sozialen, körperlichen und psychischen Reserven, Fähigkeiten und Grundhaltungen, welche die Bewältigung von Belastungen erleichtern, negative Auswirkungen von Risikofaktoren abmildern und/oder die Wahrscheinlichkeit von Gesundheitsgewinn steigern." Puh. Das klingt kompliziert, meint einfach gesprochen aber: Dinge, die uns Kraft geben. Dinge, die uns in schwierigen Situationen stützen. Dinge, die uns gut tun, wenn es uns schlecht geht.
Sonst gehört dazu vielleicht das wöchentliche Chortreffen, das Training mit dem Handballverein, der Kochabend mit der Freundin. Und jetzt? Was bleibt, wenn wir niemanden sehen können, wenn alles zu ist, wenn wir gezwungen sind, alleine oder mit unserer Familie zuhause zu sitzen? In dieser Rundmail machen wir uns auf die Suche nach Wegen und Möglichkeiten. Mit dabei: unser Achtsamkeitstreff, eine Zauberdecke, das SeelenSport-Training, Ideen, wie wir auf den Füßen bleiben können. Und eine gute Nachricht: Unser Bildungsstipendium kann in eine neue Runde gehen (mehr dazu unter: Von uns für euch).
Was haben Sie für sich gefunden und vielleicht neu entdeckt? Wir würden uns freuen, wenn Sie Ihre Erfahrungen mit uns und allen teilen: post@nicolaidis-youngwings.de.
Ihr Team der Nicolaidis YoungWings Stiftung
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Wir an Euch
Welche Gedanken und Eindrücke begegnen uns in der Begleitung? Womit beschäftigen wir uns gerade und was treibt uns um? Ein offener Brief – diesmal von Ann-Kristin Krumsiek.
Seit fast 12 Monaten begleitet uns alle nun eine belastende und herausfordernde Situation. Vieles, was bisher selbstverständlich war, bedarf weiterhin neuer Überlegungen, Planungen, Absprachen und, nach meinem Gefühl, vor allem auch Geduld und Zuversicht. Im vergangenen Jahr und auch mit dem Beginn des neuen Jahres hat mich persönlich das Thema Achtsamkeit und die Verbindung zum Selbst intensiver beschäftigt. Denn in diesen Herausforderungen, so könnte ich mir vorstellen, kann es eine haltgebende Verbindung zu sich selbst vielleicht ermöglichen, den Mut nicht zu verlieren und hinter allen Wolken auch wieder Sonnenschein zu vermuten.
Seit vielen Wochen fehlt mir, wie vermutlich vielen von uns, der unbeschwerte Kontakt zu Freunden, Familie und Bekannten. Gemeinsam zusammenkommen, sich umarmen, aber auch frei zu sein, zu spazieren oder einfach einmal Schwimmen gehen – was also tun, wenn all diese Kraftquellen aktuell wegfallen?
In der telefonischen, schriftlichen oder videogestützten Trauerbegleitung beschäftigen wir uns häufig mit den Fragen: Was tun, wenn die Struktur des Alltags weniger Halt bietet als bisher? Oder: Womit einen Ausgleich schaffen, wenn die Freizeit nur bedingt selbst bestimmt werden kann? Wir alle verbringen unsere Zeit vermutlich anders als bisher. Und so kam die Frage auf, wie mit dieser Zeit umgegangen werden kann, so dass sie sich wieder nach einer selbstbestimmten Zeit anfühlen kann.
Mit diesen Fragen im Gepäck habe ich mich mehr und mehr dem Thema Achtsamkeit genähert. Auf der Suche nach unterstützenden Möglichkeiten, die jede*r für sich umsetzen und nutzen kann, unabhängig davon ob er oder sie in diesem Bereich neu einsteigen möchte oder schon lange übt.
„Zeit, die wir uns nehmen, ist Zeit, die uns etwas gibt.“ Beim Lesen dieses Zitats von Ernst Ferstel ist die Idee für den Achtsamkeits-Treff online in mir gewachsen. Dabei verspüre ich fortlaufend Hoffnung und Zuversicht, dass es uns als Team der Stiftung gelingt, neue Perspektiven in unsere Arbeit aufzunehmen, bestehende Angebote anzupassen, neue Angebote zu kreieren, uns mit der Situation konstruktiv auseinanderzusetzen und uns "Zeit zu nehmen, die uns etwas gibt".
Die vielen Ideen in unserem gesamten Stiftungsteam haben dazu beigetragen, dass wir auch in besonderen Situationen motiviert an neuen Möglichkeiten arbeiten, um die Verbindung auf vielen Ebenen zu halten. Eine Verbindung in unserem Team. Eine Verbindung zu den Kindern, Jugendlichen, jungen Erwachsenen, Erwachsenen und Familien, die wir in ihren Trauerprozessen begleiten dürfen. Und auch eine Verbindung zu uns selbst.
Es bedeutet mir viel, zu spüren, dass jede*r für sich und gleichzeitig alle zusammen den Blick Richtung Horizont aufrechterhalten und mit einem wohltuenden Optimismus in die Planung und Umsetzung des neuen Stiftungsjahres gehen.
Ihre Ann-Kristin Krumsiek
Beratung und Begleitung nach dem Tod eines Elternteils
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Eine Idee: EinE ZauberDECKE FÜR KINDER
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Wenn alles zu viel wird, dann kann es Großen wie Kleinen gut tun, sich für eine Weile zu verkriechen, einzumummeln und in Gedanken an einen anderen Ort zu reisen. Eine Möglichkeit, Kindern eine solche Auszeit zu verschaffen, ist die Übung "Zauberdecke". Wenn es sich alle Mitreisenden so richtig gemütlich gemacht haben, liest der Erwachsene seinen kleinen Zuhörern eine Fantasiegeschichte vor. Sie eignet sich für Kinder von vier bis elf Jahren und ist in dem digitalen Ressourcenheft des ZEL Heidelberg auf Seite 10 zu finden. Vielleicht stoßen Sie in dem Heft ja noch auf weitere Übungen, die Sie mit Ihren Kindern ausprobieren möchten, zum Beispiel "Die Wetterfee" oder "Schwanken wie eine Giraffe". |
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Von Uns für euch
BILDUNGSSTIPENDIUM
15. Februar bis 18. April I Online-Bewerbung
Im Herbst 2021 kann das Bildungsstipendium der Stiftung wieder ausbildungsorientierte Vorhaben fördern. Bewerben können sich junge Erwachsene im Alter von 17 bis 27 Jahren mit deutscher Staatsbürgerschaft, die ein Elternteil oder beide Eltern durch Tod verloren haben und finanzielle sowie ideelle Unterstützung bei einem ausbildungsorientierten Vorhaben benötigen. Eine Bewerbung kann in der Zeit vom 15. Februar bis zum 18. April 2021 online eingereicht werden. Nach Ende der Bewerbungsfrist folgt ein mehrstufiger Auswahlprozess. Genauere Informationen zum Bildungsstipendium, den Fördermöglichkeiten sowie der Bewerbung und dem Auswahlprozess finden Sie hier.
U28 ABEND-TREFF
18. Februar I 18.30 - 20.30 Uhr I Online
Dieser Treff findet erstmalig online statt und richtet sich an junge Erwachsene im Alter von 18 bis 27 Jahren, die auf andere Gleichaltrige treffen möchten, die ebenfalls um einen Elternteil trauern und die aktuelle Lebenssituation deshalb besonders gut verstehen können. Der Online-Treff will mit einfachen, spielerischen Kennenlern-Übungen eine Begegnung und einen Austausch ermöglichen. Denn: Auch wenn derzeit jede und jeder daheim allein vor dem Computer sitzt – so seid ihr doch nicht allein. Es gibt etliche andere, denen es sicherlich gerade ähnlich geht wie euch und die sich ebenfalls über neue Kontakt freuen. Weitere Informationen und Anmeldung.
VORTRAG: TRAUER AM ARBEITSPLATZ
25. Februar I 10.00 - 11.30 Uhr I Online
Wenn ein Mitarbeiter stirbt oder ein Kollege trauert, sehen sich Vorgesetzte mit der Aufgabe konfrontiert, mit dieser Ausnahmesituation zugleich menschlich und professionell umzugehen. Mitarbeiter, die um einen geliebten Menschen trauern, stehen vor der Herausforderung, nach dem schweren Verlust ihre beruflichen Tätigkeiten wiederaufnehmen und Kollegen oder Kunden begegnen zu müssen. Im Rahmen eines Vortrags und dem daran anschließenden, offenen Austausch vermitteln wir ein Verständnis für das Erleben von Trauernden am Arbeitsplatz. Betroffene, Personalverantwortliche und Interessierte erhalten Impulse, was in diesem Kontext unterstützen kann. Weitere Informationen und Anmeldung.
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Einblick
Trauernde erzählen uns im Wechsel, wie ihr Leben gerade aussieht. Wie erleben sie ihren Verlust? Wie verändert sich ihre Trauer? Und was hilft dabei, die nächste Zeit zu überstehen?
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Eine der miesen Nebenwirkungen der Trauer, vor allem in den ersten Monaten, war für mich das Gefühl, kaum jemand könne mich wirklich verstehen. So sehr ich auch versuchte, Freunden und meiner Familie meine Gefühle zu beschreiben, es erschien mir schlichtweg unmöglich. Meine Worte reichten einfach nicht aus, waren unzulänglich, klangen hohl und falsch. Keine wohl überlegten Sätze wurden dem Verlust meines Freundes und allem was danach folgte gerecht.
Diese empfundene Abgetrenntheit vom Rest meiner Welt begleitete mich fortan durch mein Leben. Das schrecklich einsame Gefühl, von nun an in einer unsichtbaren Blase leben zu müssen und so gern ich auch wieder zum Rest dazu gehören wollte, es gab einfach kein Zurück mehr.
Es ist wie mit den unsichtbaren Pferden bei Harry Potter. Die Thestrale, die man nur sehen kann, wenn man einen Menschen im Sterben begleitet hat. Mein Freund ging vor einem Jahr in meinen Armen und seitdem begleiten mich meine Pferde. Stille Kameraden, unsichtbar für die meisten anderen und immer an meiner Seite. Und ich kann zwar nicht immer selbst entscheiden, wie nah sie mir grade sind, aber doch ob sie mal etwas leiser schnauben sollen, weil sie gerade niemand hören darf.
Ja, mit dem Tod meines Freundes hat sich vor einem Jahr eine Tür geöffnet zu einer mir vorher verborgenen Welt und mittlerweile habe ich akzeptiert, ich kann die Tür nicht ungeöffnet machen, so sehr ich es mir auch oft wünsche. Aber ich habe in diesem Jahr auch gelernt, dass ich hindurch gehen kann und zwar in beide Richtungen. Und ich erahne, dass auf dieser anderen Seite neben dem endlosen Dunkel, der Angst und der nie stillbaren Sehnsucht, auch die Liebe wohnt und die Dankbarkeit und die große Wertschätzung für das Leben.
Kurz nach dem Tod meines Freundes lief ich wie betäubt durch das frühlingshafte München und sah zufällig im Schaufenster eines Buchladens eine Postkarte mit der Aufschrift „Panta rhei". Ich nahm sie mit und wusste selbst nicht so genau warum. Seitdem begleiten mich diese zwei Worte wie ein Mantra und sind der letzte Trost, wenn nichts anderes mehr hilft; wenn der Schmerz und das Vermissen mir die Luft abschnüren. Panta rhei. Alles ist im Fluss.
Oder mit Rilkes wunderschönen Worten: Laß dir alles geschehn: Schönheit und Schrecken. Man muß nur gehen: Kein Gefühl ist das fernste…
Mira
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Anderswo
I Danja hat ihre Mutter verloren. Mit einer schweren Krebsdiagnose begann ihr langer Weg des Trauerns. In dem BR-Podcast „Die Lösung“ spricht sie mit der Moderatorin Verena Fiebiger und der Psychologin Lena Schiestel über das komplexe Gefühl, das Sterben und Tod mit sich bringen und unseren Umgang damit.
I 2013 hat die Österreicherin Katrin Biber ihre Schwester durch Mord verloren. Obwohl Biber nie besonders sportlich war, hat ihr der Sport in der Folgezeit das Leben gerettet. Weil sie sich in anderen Kursen nicht wohl gefühlt hat, konzipierte sie Jahre später den SeelenSport, ein körperliches Trainingsprogramm, das Emotionen mit einbezieht und auf Gemeinschaft baut. Es soll dabei helfen, die Trauer durch Bewegung zu bewältigen und lässt sich bei einmaligen Workshops, im Rahmen eines Onlinetrainings, bei zertifizierten Trainern oder im Zuge einer ganzen Übungswoche ausprobieren.
I Das Magazin Spektrum widmet sich dem Schwerpunkt „Leben mit dem Tod“ mit einem eigenen Online-Dossier. Die Artikel nähern sich dem Thema aus unterschiedlichen Perspektiven und mit vielschichtigen Fragen: Wie geht man damit um, wenn man sich vom Verstorbenen nicht verabschieden konnte? Was ist der Tod und wann ist er da? Wie gehen Kinder mit einem Verlust um? Wie sieht Trauerarbeit in anderen Kulturen aus?
I Die AETAS Kinderstiftung begleitet Kinder, Eltern und Bezugspersonen nach schweren Schicksalsschlägen. Speziell für die Corona-Pandemie hat sie Handreichungen und Infoblätter veröffentlicht, die Familien dabei helfen sollen, die schwierige Situation zu bewältigen. Darunter finden sich Ideen, wie Sie Kopf, Herz und Körper helfen können. Übungen, wie Kinder, Jugendliche und ihre Bezugspersonen auf den Füßen bleiben. Oder Tipps für die Heimquarantäne und den eingeschränkten Ausgang.
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Ihr an Euch
Dieses E-Mailformat soll auch eine Plattform sein, auf der Trauernde miteinander teilen können, was sie bewegt. Was beschäftigt Sie gerade? Gibt es Anliegen, Gedanken, Erfahrungen, die hier einen Platz haben sollen? Wir greifen Ihre Nachrichten gerne an dieser Stelle auf.
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