Zuhause zusammen: Spuren
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Wir an Euch
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EinblickTrauernde erzählen uns, wie ihr Leben gerade aussieht. Wie erleben sie ihren Verlust? Wie verändert sich ihre Trauer? Und was hilft dabei, die nächste Zeit zu überstehen? |
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Hast Du nicht Lust, darüber einen Text für unseren nächsten Newsletter zu schreiben? Diese Frage bekam ich bei meinem Gespräch mit meiner Trauerbegleiterin gestellt. "Ähm, ich, öhm, ja, kann ich ja mal versuchen. Ich brauche dafür aber Zeit und Druck." "Kein Problem, bekommst du von mir: Fertig sein muss der Text spätestens für am 6. November und ich möchte, dass du die Wörter 'Titelmusik', 'Trauerbegleitung' und das heute von dir recht häufig benutzte Wort 'aber' mit unterbringst." Hallo? Memo an mich, vielleicht sollte ich demnächst meine teils komischen Impulse für mich behalten. Als Erklärung für dich beim Lesen: Ich hatte mir den nächsten Termin notiert und wollte aus irgendwelchen Gründen Titelmusik statt Trauerbegleitung im Kalender eingeben. So, jetzt bin ich mit der Tür ins Haus gefallen. Du bist also gerade mittendrin in meinem Chaos, Kopf, Trauer, dieses und jenes und daraus entsteht gerade dieser Text. Als die Frage aufkam, ob ich nicht darüber und/oder über meine Gedanken einen Artikel für diesen Newsletter schreiben möchte, hatte ich meine Begleiterin gerade gefragt, ob sie zufällig schon das Bullshit-Bingo von 21gramm.wdr zum Thema „Aussagen, die Trauernde nicht hören wollen“ gesehen hätte. Folgende Aussagen tauchen darin auf. Ich bin der Meinung, dass damit ein großer Teil abgedeckt ist. Klar gibt es noch mehr, dennoch, ich kann von mir sagen, dass ich zwar keine Ahnung habe, was ich für ein Bingo brauche, es aber auch unwichtig ist, da ich bei jedem Punkt ein Kreuz machen kann und die Multiplikatoren im Prinzip frei wählbar sind. - Das Leben geht weiter. - Zeit heilt alle Wunden. - Jetzt leidet er/sie bestimmt nicht mehr. - Du musst loslassen. - Irgendwann muss es doch mal gut sein mit der Trauer. - Es ist besser so. - Du trauerst immer noch?! - Er/sie hätte nie gewollt, dass du so traurig bist. - Du musst sagen, wenn du mich brauchst. Zur Sicherheit möchte ich noch klarstellen, dass ich mich von diesen Aussagen distanziere und mittlerweile fast einen regelrechten Hass darauf empfinde. Ich habe versucht, einiges zu entschuldigen, weil mein Gegenüber seine eigene Hilflosigkeit nicht aushalten kann. Oder das Schweigen, das entsteht, wenn ich erzähle, dass mein Mann gestorben ist. Mittlerweile distanziere ich mich davon, ich muss mir keine Rechtfertigungen suchen oder Verständnis dafür haben, wenn mein Gegenüber hilflos ist. Für mich sind die besten Worte immer noch: „Ich weiß nicht, was ich sagen soll“ – wenn jemand keine Worte hat. Oft kommt dann ein ABER – und damit wird dann das, was ich zu schätzen wusste und gut fand, sofort relativiert und zunichte gemacht. Ich mag es nicht, wenn dieses ABER kommt, wenn mir jemand erzählen möchte, was mein Mann wollen würde. Von Fremden finde ich es schlichtweg respektlos und unverschämt. Es gibt tatsächlich einen Menschen in meinem Leben – ich kenne sie noch nicht einmal persönlich, uns verbinden der Sport und ganz viel mehr. Uns trennen ca. 500 Kilometer und persönliche Umstände, trotzdem ist sie die Einzige, die ihre Hilflosigkeit soweit aushält, dass ich von ihr noch nie einen beschissenen Spruch oder eine vernichtende Aussage zu hören bekommen habe. Sie hat sich nicht abgewandt, weil sie ihre Hilflosigkeit nicht aushalten konnte, und ist immer noch „einfach nur da“ – wie eine TITELMUSIK, meine Wegbegleitung im Leben, mit allen unglaublichen Facetten und immer noch dem einen, was wieder oben drauf kommt. Meine TITELMUSIK könnte „schlimmer geht immer“ lauten. Ja, ich lebe "schlimmer geht immer", ob ich meinem Leben diesen Titel geben würde, weiß ich nicht. Meine Anwort meiner TRAUERBEGLEITUNG gegenüber wäre: „keine Ahnung“ – scheinbar bin ich dafür auch schon bekannt (eine Feststellung, die wir lachend festhalten mussten. Die Kontexte kann ich hier nicht alle niederschreiben, das sprengt den Rahmen und ist zu persönlich, ich wollte nur beschreiben, dass es auch positiv ist). Jetzt habe ich schon so viel geschrieben, dich geduzt und du weißt immer noch nicht, wer dir da schreibt. Ich bin Jenny, aktuell komme ich auf 43 Lebensjahre und bin Ehefrau, Seelenverwandte, Lieblingsmensch und Witwe. Ich bin, laut meines Mannes, ungeduldig, neugierig und anstrengend. Wenn ihr mich fragt, bin ich interessiert – aber doch nicht neugierig und nieeeeeemals anstrengend, ich weiß gar nicht, wie er darauf kommt. Just kidding, also eventuell könnte er damit die Realität in ein Wort gepackt haben, etwas, was ich, wie man hier liest, scheinbar nicht schaffe. Er ist mein Ein und Alles, ich sehe auch 64 Wochen nach seinem Tod keinen Weg für mich und weiß nicht, wie ich diesen ohne ihn bestreiten soll. ABER "leider" lebe ich auch, liegen bleiben ist keine Option und deshalb… gehe ich meinen Weg eben immer noch. Welche Aussagen sind es, die dich wütend werden lassen, verzweifeln lassen, dir ohne Ende weh tun und dich verletzen? Hörst du sie? Entschuldigst du sie für dich? Oder hast du Menschen um dich herum, die dir geben, was du brauchst, die dich begleiten, nicht werten? Ich bin zufällig über die Nicolaidis YoungWings Stiftung gestolpert, habe dann begonnen nachzulesen und auch eine Anfrage gestellt. Für mich war das vermutlich der beste "Zufall" überhaupt nach dem Tod meines Mannes. Ich habe kurz vor unserem ersten Todesjahrestag eine TRAUERBEGLEITUNG bekommen, bin sogar irgendwann in einer Online-Trauergruppe für junge Witwen und Witwer gelandet, was mich einiges an Überwindung gekostet hat und jede Überwindungen wert ist. Ich bin nicht mehr die Exotin, diejenige, die nirgends reinpasst, die so anders ist, die so trauert und einfach nicht aufhört, ihren Mann so sehr zu vermissen, wie ich es in der Trauergruppe des Palliativteams bin. Ich habe Menschen gefunden, die mich verstehen, die mich nicht verurteilen. Und durch meine Trauerbegleiterin habe ich einen Menschen an meine Seite gestellt bekommen, der mir hilft, meinen Mann lebendig zu halten, mir Dinge bewusst macht, und da ist, während ich versuche in diesem Sein klar zu kommen, in dem niemand sein möchte und wo ich niemandem wünsche, viel zu früh, viel zu schnell und viel zu jung zu landen. Lebe den Moment, schätze was du hast und verschwende deine kostbare Lebenszeit nicht mit sinnlosen Streits und Nichtigkeiten. Jenny |
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Angebot für junge Erwachsene (18 bis 27 Jahre)
TRAUERSEMINAR NACH DEM VERLUST EINES ELTERNTEILS
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Anderswo |
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![]() Buch: Endlich. Über Trauer reden ![]() Trauer hat zu Unrecht ein schlechtes Image, finden die Autorinnen und Podcasterinnen Susann Brückner und Caroline Kraft. Für sie ist Trauer ein sinnvoller Prozess, durch den wir lernen, mit unseren Verlusten zu leben. In ihrem Buch zum Podcast wollen sie zeigen, wie unterschiedlich wir trauern, und weitverbreitete Irrtümer darüber entlarven, was passiert, wenn ein geliebter Mensch stirbt. Auf 240 überraschenden Seiten versammeln sie Geschichten über das Trauern: krasse und zärtliche, schöne und wütende, fiese und berührende. Denn: "Wir können den gesellschaftlichen Umgang mit Trauer nur verändern, indem wir darüber reden." penguinrandomhouse.de App: Apart of me ![]() Apart of Me ist ein vielfach ausgezeichnetes therapeutisches Spiel, das Kindern und Jugendlichen in ihrer Trauer helfen soll. Es überträgt Techniken der Trauerbewältigung in eine 3D-Welt und führt durch eine idyllische, friedliche Insel. Spieler*innen werden auf ihrer Reise von einer weisen Lotsin begleitet, die ihnen dabei hilft, die Trauer und die vielen damit verbundenen Gefühle zu erforschen und auszudrücken. Die Insel bietet dabei eine sichere Umgebung, um sich der Trauer ganz im eigenen Tempo widmen zu können, sich an den geliebten Menschen zu erinnern und Geschichten von anderen Betroffenen zu hören. apartofme.app ![]() Buch: Where Did You Go? ![]() Wo bist du hin? Das war die erste Frage, die sich Christina Rasmussen nach dem Tod ihres Mannes stellte. Inzwischen hilft die Trauerbegleiterin und Autorin anderen Betroffenen, wieder ins Leben zu finden. Doch selbst Jahre nach ihrem Verlust suchte sie weiter nach Antworten: Können wir uns mit Verstorbenen verbinden? Was passiert wirklich, nachdem wir gestorben sind? Als eher skeptischer Mensch schreckte sie vor spirituellen und religiösen Beschreibungen des Jenseits zurück – und wandte sich dem zu, was ihr beweisbar erschien: der Physik. In ihrem Buch (das bisher nur auf Englisch erschienen ist) teilt sie die Erkenntnisse ihrer Recherche, die alle ihrer Erwartungen übertrafen: "Es gibt nicht nur ein Leben nach dem Tod, sondern wir alle haben die Fähigkeit, uns mit den geliebten Menschen zu verbinden, die von uns gegangen sind", so ihre Botschaft. harperone.com ![]() Podcast: Trauerei ![]() Ein neuer Podcast widmet sich der Trauer junger Menschen. Denn: "Wenn man als junger Mensch jemanden verliert, fühlt man sich oft unendlich alleine. Dabei gibt es viele, denen Ähnliches widerfahren ist. Vielleicht findet man sie nicht im eigenen Freundeskreis. Aber es gibt sie und einige von ihnen lernt ihr hier in diesem Podcast kennen." Moderatorin Sara Steinert trifft sich in jeder Folge mit jungen Erwachsenen, die ihre Eltern, Geschwister oder auch Partner*innen verloren haben. Wie sie gelernt haben mit dem Schmerz umzugehen, welche Herausforderungen sie dafür meistern mussten und wie die Erfahrung mit dem Tod sie verändert hat - all das ist Thema des Podcasts. trauerei-podcast.podigee.io |
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Ihr an EuchDieses E-Mailformat soll auch eine Plattform sein, auf der Trauernde miteinander teilen können, was sie bewegt. Gibt es Anliegen, Gedanken, Erfahrungen, die hier einen Platz haben sollen? Wir greifen Eure Nachrichten gerne an dieser Stelle auf. |
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Liebes Stiftungsteam, liebe alle, habe ich das richtig verstanden, dass ich mich über den Newsletter auch an andere Trauernde wenden kann??? Dann versuche ich einfach mal mein Glück und stelle eine Frage in die Runde und lasse mich überraschen, was damit passiert. Ich suche gerade nach zusätzlichen Wegen, mit dem Tod meiner Frau umzugehen: Trauerreisen, Retreats, Seminare, vielleicht auch eine Reha-Klinik... Hat jemand Empfehlungen und Tipps für mich? Der Markt ist so riesig und ich bin so erschütterbar, dass ich nicht glaube, dass ich einen "Flop" gut verkraften könnte. Deshalb wäre ich über Ideen aus allerersten Händen sehr dankbar. Und weil es ja vielleicht auch anderen so geht, ist dieser Newsletter vielleicht ein guter Ort, die Erfahrungen zu teilen, oder? Schöne Grüße, Ben |
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