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Nicolaidis YoungWings Stiftung – Hilfe für junge Trauernde

Die Stiftung, das sind wir – Folge 4: Susanne Uebelhoer

Susi war irgendwie schon immer da. Und Susi macht irgendwie alles: Sie leitet den Förderverein, verwaltet die Spenden und vermittelt Trauernde an weitere Anlaufstellen. Seit über 10 Jahren ist sie der Stiftung verbunden. Was hat sie in all der Zeit über Trauer gelernt? Und was wissen wir auch nach vielen Jahren noch nicht über sie? Fünf Fragen und fünf Antworten.

Susi UebelhoeherSusi, du bist eine der langjährigsten Mitarbeiterinnen der Stiftung. Wie bist du hier gelandet?
Zur Stiftung kam ich im Herbst 2003 aus eigener Betroffenheit. Ein Jahr lang war ich dort in der Trauergruppe. Trotz der Erfahrung mit Tod durch meinen Beruf auf einer Intensivstation hat mich der Verlust meines Mannes fast aus der Bahn geworfen. Deshalb habe ich angefangen, mich ausgiebig mit den Themen Tod, Trauer und Trauma zu befassen und Fort- und Weiterbildungen zu besuchen. Meine Kinder waren im Kinder- und Jugendbereich angebunden und wir waren auf dem richtigen Weg. 

Du tauchst auf der Stiftungsseite an vier Stellen auf: Beratung und Begleitung nach Tod des Lebenspartners, Buchhaltung, Förderverein und Stifter. Wie bist du zu all diesen Aufgaben gekommen?
2005 wurde der Förderverein gegründet und er war für mich eine Möglichkeit, etwas zurückzugeben. 2009 gab es dann das Angebot für eine Halbtagsstelle, die ich gerne angenommen habe. Betroffenenberatung und -begleitung und der Ausbau der Gruppen war mein Hauptjob. Nebenbei war ich ehrenamtlich für‘s Kriseninterventionsteam des ASB tätig, beide Jobs ergänzten sich hervorragend. 2011 musste ich aus gesundheitlichen Gründen eine Auszeit nehmen, 2012 kam ich als Ehrenamtliche zurück. Nach und nach wurde die Stiftung zu dem, was sie jetzt ist. Den Kindern und mir war es wichtig, als Stifter an der Entwicklung mitzuwirken, weil ihre Arbeit so immens wichtig ist und uns sehr geholfen hat. Inzwischen habe ich die Leitung des Fördervereins übernommen. Das Schönste daran ist, wenn man Antragstellern die Zusage geben kann und man die Freude mitbekommt. Oft sind es elementare Förderungszwecke wie z.B. Winterkleidung für die Kinder oder Kinderbetten, die sonst nicht bezahlt werden können. Irgendwann habe ich auch noch den Bereich der Spendenverwaltung übernommen. Das ist eine ganz andere Art der Arbeit, aber manchmal richtig gut, weil sie ohne Emotionen zu machen ist.

Du kennst die Stiftung fast von Anfang an. Wenn du zurückschaust: Was waren die berührendsten Momente in deiner Arbeit? Und was hast du in all der Zeit über Trauer gelernt?
Berührende Momente gab es immer wieder. Besonders nahe ging mir die Rede meiner Tochter Anna, als sie das erste Mal auf einer Veranstaltung über „ihre Geschichte“ vor vielen Menschen gesprochen hat. Und ist es jedes Mal ein Geschenk, Menschen auf ihrem Weg begleiten zu dürfen und mitzuerleben, wie sie mehr und mehr zu sich zurückfinden, wieder glücklich sein können und sich das auch zugestehen. Trauer kann man gut überleben, wenn man Menschen an der Seite hat, die einen als Person aushalten und einem nicht sagen, was man zu tun hat. Trauer geht nie ganz vorüber, sie wird anders, aber man kann sie selbst steuern und wird nicht mehr von ihr gesteuert.

Was treibst du, wenn du nicht gerade für die Stiftung im Einsatz bist?
Beruflich bin ich „der Krise“ seit 10 Jahren treu, aktuell arbeite ich halbtags beim Krisendienst. Wenn ich mal nichts mache, dann werkel ich in meinem Garten, treffe mich mit Freunden, lese, höre Musik, bin allein oder mit dem Nachbarshund draußen unterwegs oder mache auch mal nichts.

Und was weiß garantiert noch keiner von dir?
Ich habe mit 12 Jahren angefangen, "Heimarbeit" zu machen. Damals habe ich Kerzenständer für den Adventskranz zusammengebaut und mir damit mein Taschengeld verdient. Für eine Kiste mit 20 Packungen gab es 50 Pfennig. Das konnte aber wunderbar neben den Hausaufgaben erledigt werden.

 

Zur Person

Susanne Uebelhoer, 58, kommt aus Franken und ist wegen einer Weiterbildung zur Anästhesie- und Intensivkrankenschwester in München gelandet. Nach 25 Jahren am Klinikum rechts der Isar begann sie eine Ausbildung am Dolmetscherinstitut und lernte Spanisch und Englisch. Anstatt nach Spanien zu gehen, wurde sie sesshaft und bekam drei Kinder. Seit 2012 arbeitet Susi hauptberuflich in der Krisenintervention als Fachberaterin für Psychotraumatologie, aktuell beim Krisendienst Oberbayern.