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Trauer auf allen Kanälen

Ein Spielfilm über eine Trauer-Reisegruppe. Ein Artikel über eine Witwe, die sich neu verliebt. Eine Ausstellung über trauernde Tattooträger. Ein Podcast über den Tod und das Leben. Ein Vortrag über die schmerzhafte Reise durch die Trauer und die Erlaubnis zu neuem Glück. Ein facettenreicher Bericht über ein Praktikum beim Bestatter. 

DAS lesen, sehen, hören wir von Trauer:

Spielfilm: NICHTS ZU VERLIERENnichts zu verlieren

Nach einem Streit unter Einbrechern sind zwei von ihnen auf der Flucht und entführen eine Reisegruppe in einem alten Bus. Die Geiseln verhalten sich sonderbar – als ob sie nichts zu verlieren hätten. So beginnt der Film von Regisseur Wolfgang Murnberger, der eine Tragikomödie sein will, „über das Leben, den Tod und darüber, wie am Ende doch alles wieder zu einem neuen Anfang führt.“ Die Zuschauer begleiten eine Gruppe Trauernder auf einer Busreise in die Berge – und zwei Kriminelle bei dem Versuch, ihr Leben auf die Reihe zu kriegen. Mutig schafft es der Filmemacher dabei, seine schlingernden Protagonisten auf’s Korn zu nehmen, ohne ihnen dabei ihre Würde zu nehmen. Ob der Trauer-unerfahrene Teil des Publikums allerdings den doppelten Boden der vielen Andeutungen versteht, ist fraglich. Der Rest darf schmunzeln und mitweinen zugleich.

Zu sehen war der Film in der ARD-Mediathek.

 

Das ging ja schnell

Artikel: DAS GING JA SCHNELL

„Miriams Mann stirbt jung, sie will ihr altes Leben zurück. Nach ein paar Monaten verliebt sie sich neu, wird schwanger, wird glücklich, zumindest gelegentlich.“ So beginnt ein Text, der die Geschichte einer jungen Witwe erzählt: Miriams Mann Michael, 42, kommt mit einem akuten Aorta­-Riss ins Krankenhaus. Im Mai 2015 überbringt ihr der Leiter der herzchirurgischen Intensivstation die Nachricht, dass Michael nicht überleben wird. Miriam ist 43, der gemeinsame Sohn zwölf. Ein paar Monate später trifft sie den Herzspezialisten aus dem Krankenhaus durch Zufall wieder, die beiden verliebten sich ineinander. Im Januar 2016 zieht Mathias bei ihr ein, im August darauf kommt die gemeinsame Tochter zur Welt. Bei engen Freunden und Bekannten stößt sie auf Ablehnung: Wie kann sie nur, sagen die Leute.

Ein wichtiger Artikel zu einem tabuisierten Thema, erschienen in Chrismon

 

Tattoo

Ausstellung & Buch: TRAUERTATOOS

Seit Jahren leitet Katrin Hartig eine Selbsthilfegruppe für Trauernde. Dabei ist ihr ein Phänomen aufgefallen: Menschen lassen sich in der Trauer tätowieren. Sogar Menschen, die vorher überhaupt nichts mit Tattoos anfangen konnten. Ob ein besonderer Schriftzug, ein Symbol, eine Zeichnung: „Das Tattoo ist ein Statement für immer, denn Trauer geht nicht vorbei. Sie verändert sich und sucht nach individuellem Ausdruck. Trauer will gesehen werden.“ Dieser Beobachtung spürt die Journalistin nach: in einer Ausstellung und einem Buch.

Die Ausstellung findet zu verschiedenen Terminen an verschiedenen Orten statt.
Das Buch umfasst Bilder, Interviews und Expertenstimmen.

 

Endlich podcast

Podcast: ENDLICH

„Irgendwann haben wir angefangen, uns mit dem Tod auseinanderzusetzen. Weil wir auf Grund von persönlichen Erfahrungen nicht drumherum kamen.“ Das schreiben Susann Brückner und Caroline Kraft über sich selbst. „Und während wir das taten, haben wir gemerkt, dass es eine gute Art gibt, über Tod, Trauer und Sterben zu reden. Nicht vorsichtig, angestrengt oder betroffen, sondern selbstverständlich: mal ernst, mal traurig, manchmal auch lustig – wie über’s Leben eben auch.“ Entstanden ist aus diesen Gedanken der Podcast „endlich“. Jeden Monat sprechen die beiden mit einem anderen Gast über den Tod. Erfrischend. Unverkrampft. Offen.

Die Folgen dauern ca. 1 Stunde und erscheinen auf endlich.cc.

 

The journey through loss and grief klein

Vortrag: THE JOURNEY THROUGH LOSS AND GRIEF

Am Ende ihres Lebens schrieb die Autorin und Filmemacherin Amy Krouse Rosenthal einen weltweit beachteten Artikel. In ihrem brutal-ehrlichen und ironisch-lustigen Text über den eigenen Tod gab sie ihrem Ehemann Jason öffentlich die Erlaubnis, weiterzugehen und ein neues Glück zu finden. Ein Jahr später gibt der Jurist Jason B. Rosenthal einen Einblick in den qualvollen Prozess, den er nach dem Verlust seiner Frau durchlebte. In seiner Rede schwingt aber auch eine leise Weisheit für all jene mit, die selbst lebensverändernde Trauer erleben. Jason sagt: „Meine Zukunft ist eine Leerstelle, die darauf wartet, ausgefüllt zu werden.“

Der Vortrag ist auf Englisch. Deutsche Untertitel können eingeblendet werden.

 

Bestatter PraktikumArtikel: DAS GESICHT DES TODES AUSHALTEN

Eine Journalistin mit eigener Verlustgeschichte macht ein Praktikum beim Bestatter. Und lernt viel über unseren Umgang mit dem Tod: „Ich werde lernen, wie stark es uns macht, genau da hinzuschauen, wovor wir am meisten Angst haben. Ich werde lernen, welchen Unterschied es für unsere Trauer macht, ob und wie wir die möglichen Trittsteine nach dem Tod eines nahen Menschen nehmen. Ich werde lernen, wie wichtig gute Berater sind, die uns auf diesem Weg ermutigen und bestärken. Und ich werde lernen, dass es vor allem unsere inneren Bilder sind, vor denen wir uns fürchten – und schützen sollten.“

Erschienen auf Zeit online.