Mit der Ambivalenz leben
Wie kann es gelingen, nach dem Tod des Partners eine neue Beziehung einzugehen? Das ist nur eine der vielen Fragen, die sich junge Trauernde nach dem Verlust des Lebenspartners stellen. In unserem Seminar „Weiterleben Weiterlieben“ haben sich unsere Teilnehmenden Mitte September dieser Frage gestellt und zusammen Strategien entwickelt wie ein Leben mit zwei Lieben funktionieren kann.
„Wir sehen immer wieder, dass unsere Teilnehmerinnen und Teilnehmer erleichtert sind zu sehen, dass es anderen in vergleichbaren Situationen ähnlich geht“, sagt Verena Sing, die zusammen mit Uschi Pechlaner das Seminar – endlich wieder in Präsenz – leitete. So spürten alle in der Runde schnell viel Nähe und Verbundenheit. Eine wunderbare Basis für den offenen und ehrlichen – manchmal auch schmerzhaften – Erfahrungsaustausch, der sich an diesem Seminartag entwickeln durfte.
Vormittags gab es genügend Zeit zum Kennenlernen und zur Selbstreflexion. Am Nachmittag wurden Strategien und Ideen vorgestellt, wie ein Leben mit zwei Lieben gelingen kann. Sogar Einblicke in die Perspektive des neuen Lebenspartners konnten durch die Teilnahme eines Paares gegeben werden.
Durch die vertrauensvolle Atmosphäre im Seminar war es auch möglich, Gefühle und Gedanken zu teilen, die nicht leicht auszusprechen sind. So waren sich etwa viele der Teilnehmenden einig, dass sie sehr ambivalente Gefühle, zum Beispiel nach Nähe und Distanz zum neuen Lebenspartner gleichzeitig, spüren. Eine Teilnehmerin resümierte den Seminartag so: „Der Tag hat mir gezeigt, dass es wichtig ist zu lernen, mit dieser Ambivalenz zu leben“.
Und noch etwas stellten alle Beteiligten fest: Dieses Seminar der Nicolaidis YoungWings Stiftung trifft einen großen Bedarf, wo es sonst kein Angebot gibt. Auch Literatur gibt es zu diesem Thema kaum. So verwundert die Aufforderung einer Teilnehmerin doch ein Buch zum Thema „Weiterleben Weiterlieben“ zu schreiben eigentlich nicht.