Themendossier: Junge Trauer – neue Partnerschaft
In Deutschland leben 5,5 Millionen verwitwete Menschen, so die Angabe des Statistischen Bundesamtes. Hinzu kommt eine unbekannte, nicht unerhebliche Anzahl unverheirateter Menschen, die ihren Lebensgefährten oder ihre Lebensgefährtin verloren haben. Besonders diejenigen von ihnen, die den Verlust in jüngeren Jahren erleben mussten, werden irgendwann mit der Frage konfrontiert, ob sie sich wieder auf eine neue Beziehung einlassen möchten – und damit allein gelassen. Denn obwohl es so viele Menschen betrifft, gibt es zu diesem Thema kaum Literatur und Hilfestellungen. Oft werden Trauernde mit Getrennten oder Geschiedenen gleichgesetzt und die vielen, wesentlichen Unterschiede ignoriert.
Mit einem Themendossier wollen wir diese Lücke füllen und ein Feld ausloten, in dem es viele Tabus, aber nur wenige Fachinformationen gibt. Zehn Artikel behandeln die verschiedenen Fragen, Herausforderungen und Ängste, die in den Beratungen oder Begleitungen immer wieder auftauchen, wenn es um neue Beziehungen nach dem Tod des Lebenspartners oder der Lebenspartnerin geht:
- Bin ich bereit? Mythen rund um den richtigen Zeitpunkt und die Voraussetzungen neuer Partnerschaften
- Sehnsucht, Scham und Schuldgefühl: Innere Konflikte auf dem Weg in eine neue Beziehung
- Es ist kompliziert: Ein Gespräch über Dating und Partnersuche mit Verlustgeschichte im Hintergrund
- Ich, du und du: Welche Rolle der oder die Verstorbene in einer neuen Partnerschaft spielt und wie die „Dreiecksbeziehung“ gelingt
- Zwischen Akzeptanz und Ablehnung: Umgang mit den widersprüchlichen Reaktionen des Umfeldes
- Alle an einem Tisch? Herausforderungen von Patchwork-Familien nach einem Verlust
- Patchwork-Teppich mit Riesenloch: Protokolle einer Mutter, eines neuen Partners und einer Tochter
- „Die Angst hat gute Gründe“: Ein Interview über den Umgang mit Verlustängsten in einer neuen Partnerschaft
- Trauern und sich trauen: Erfahrungsberichte von Betroffenen, die in einer neuen Beziehung leben
- Mehr als eine Hälfte: Warum es nicht unbedingt einen Partner, eine Partnerin braucht, um sich wieder ein erfülltes Leben aufzubauen
Mit dieser Vielzahl an unterschiedlichen Perspektiven zeigt das Themendossier die Besonderheiten von Partnerschaften nach einem Verlust und mögliche Wege für ein gelingendes Beziehungsleben auf. Sowohl Betroffenen als auch Fachkräften geben die Artikel wichtige Impulse, um eine Haltung zu entwickeln und Strategien im Umgang mit dieser – obwohl nicht selten vorkommenden, dennoch selten thematisierten – (Familien-)Konstellation zu finden.
Neben Expertinnen der Stiftung kommen zahlreiche Trauernde zu Wort. Sie tragen mit ihren Erfahrungen dazu bei, das Empfinden vieler anderer zu normalisieren, die Individualität im Umgang mit der Situation aufzuzeigen und die Herausforderungen junger Menschen nach einem schweren Verlust sichtbar zu machen.