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100 km – 5 Tage – 1 Wandergruppe

Der Jakobsweg: Der wohl bekannteste Teil des UNESCO-Weltkulturerbes führt als camino francés durch Spanien bis nach Santiago de Compostela, wo das angebliche Grab des Apostels Jakobus liegen soll. Doch der beliebte Pilgerweg geht auch durch Deutschland. So machten sich sieben trauernde Frauen und zwei Mitarbeiterinnen der Nicolaidis YoungWings Stiftung am 09. Mai 2018 auf den Weg und wanderten ein Stück des bayerischen Jakobswegs von Bad Aibling bis nach Seebruck am Chiemsee.

Achtsam sein – mit der Natur, der Gruppe und mit sich selbst

Oft wird Trauer als innere Erstarrung erlebt. Man fühlt sich wie versteinert, isoliert und aus der Zeit geworfen. Beim Wandern kommt nicht nur der Körper in Bewegung, sondern auch der Kopf und die Seele. Es lässt uns durchatmen und wieder Kraft tanken. Los ging es mit einer gemeinsamen Bahnfahrt von München bis nach Bad Aibling, wo die erste Wanderetappe nach Hörmating anstand. Bei ganz unterschiedlichen Streckenlängen von 15 bis 30 km pro Tag ging es bei der 5-tägigen Wanderung über Wasserburg, Obing und Altenmarkt bis nach Seebruck.

20180509 Wanderung Jakobsweg
Die gemeinsamen Tage schweißten zusammen: Von Anfang an war das Verhältnis zwischen den Teilnehmerinnen eng und vertrauensvoll. Es war viel Herzlichkeit und ein solidarisches Miteinander zu spüren, beim dem aber auch jeder Einzelne gut auf sich selbst und seine eigenen Grenzen achtete. Man genoss die satte grüne Natur mit üppigen Wäldern und duftenden Wiesen, motivierte sich gegenseitig, war füreinander da – wenn die nächste Blase am Fuß das Gehen zur Herausforderung machte oder sich schmerzhafte Gefühle der Trauer zeigten.

Platz für Trauer, viel Freude, und noch mehr Stolz

Es gab Platz für traurige, aber auch viele lustige Momente: So begegnete die Gruppe immer wieder Menschen, die erst einmal aufgeklärt werden musste, dass der Jakobsweg keine französisch-spanische Erfindung ist. Die verdienten Erdbeerkuchen, die Eisbecher zwischendurch und die Nickerchen in der wärmenden Mittagssonne erfüllten mit Zufriedenheit – der Moment des Schuhe Ausziehens am Ende des Tages mit Erleichterung und Stolz. Am 13. Mai kam die Gruppe schließlich am schönen Chiemsee in Seebruck an. Eine Zugfahrt zurück nach München bildete den Abschluss der Reise. Das wundervolle Gefühl, gemeinsam einen langen Weg bewältigt zu haben, wird aber bleiben.