Zuhause zusammen: Vom Überleben
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Wir an EuchWelche Gedanken und Eindrücke begegnen uns in der Begleitung? Womit beschäftigen wir uns gerade und was treibt uns um? Ein offener Brief – diesmal von Lana Reb. |
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Eine Idee: Ein fester STAND |
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Wenn das bisherige Leben in Trümmern liegt, alles in Aufruhr ist und jede Kontrolle verloren scheint, kann diese Übung helfen, wieder einen besseren Stand zu finden. Benötigt werden ein Stück Papier oder Karton und ein paar (bunte) Stifte. Stellen Sie sich aufrecht mit beiden Füßen auf das Papier – fest verwurzelt mit dem Boden. Vielleicht bewegen Sie Ihren Körper leicht hin und her wie ein Baum im Wind, ohne dabei Ihre Füße zu heben. Vielleicht malen Sie sich aus, wie aufziehender Sturm Ihre Krone und Äste durchschüttelt, der Stamm (Ihre Beine) aber unerschütterlich in der Erde verankert bleiben. Wenn Sie ein Gefühl für Ihren eigenen, sicheren Stand entwickelt haben, dann malen Sie in einem zweiten Schritt die Umrisse Ihrer Füße nach. Überlegen Sie, was Ihnen dabei hilft, in den größten Gefühlsstürmen nicht umgeworfen zu werden, und schreiben Sie diese Ressourcen und Anker in den Umriss Ihrer Füße. Die Übung eignet sich für alle Altersgruppen, auch kleinere Kinder können dazu angeleitet werden. | ||
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EinblickTrauernde erzählen uns, wie ihr Leben gerade aussieht: Wie erleben sie ihren Verlust? Wie verändert sich ihre Trauer? Und was hilft dabei, die nächste Zeit zu überstehen? |
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Trauer verändert sich, so heißt es oft. Sie verändert ihr Gesicht. Das kann ich bestätigen. Meine Mutter starb vor sieben Jahren – eine Ewigkeit, wenn man so will. Ich stehe im Leben, würde ich sagen. Ich habe in den Jahren gelernt, mit meiner Trauer zu leben. Sie auszudrücken, wenn sie mich überkommt. Das passiert gar nicht mehr so oft: Die Trauer ist im Alltag nicht mehr so nah. Auch, wenn ich erst Jahre nach dem Tod meiner Mutter überhaupt darüber reden konnte. Dass ich es irgendwann konnte, hat mich verändert und offener gemacht. Nicht nur für mich und meine Trauer, sondern auch die der Menschen, die ich auf diesem Weg kennenlernen durfte. Die ebensolche Gefühle und Ängste mit mir teilen, die dieselben Fragen wie mich umtreiben. Diese Erfahrung hat meine Sicht auf die Trauer anderer verändert, genau wie auf meine eigene. Ich stehe im Leben, würde ich sagen, aber dann gibt es eben diese Momente. Diese Einschnitte in der eigenen Biographie, in denen man die lieben Menschen nah um sich braucht, weil man Schönes mit ihnen teilen will und sie einem dann wieder so unendlich fehlen. Bald werde ich Vater. Ich freue mich riesig darauf. Aber meine Mutter ist nicht bei uns, um diesen Schritt mit uns zu erleben und sich mit uns zu freuen. Wie viel ist es, das ich nicht mit ihr teilen kann? Nie werde ich ihr voller Stolz unser Kind in die Arme legen und in seinem Gesicht Ähnlichkeiten mit mir suchen lassen können. Sie nie peinliche Anekdoten aus meiner Kindheit erzählen hören. Nie werde ich sie um Rat fragen, einfach kurz zu diesem oder jenem Wehwehchen anrufen können. Fragen auch zu mir stellen können, die mich erst jetzt brennend interessieren. So viele Fragen, die in mir auftauchen und die ich meinem Vater alleine stellen muss. Nur, um festzustellen, dass wir beide ganz betrübt sind, weil er die Antwort leider nicht weiß, da er sich an viele Details nicht mehr erinnert. Um welche Uhrzeit wurde ich geboren? Wie war das eigentlich bei meiner Geburt? Wie lange habe ich Windeln getragen? Dies sind die Momente, in denen der Schmerz wieder sehr präsent ist. Und es ist klar, dass das nur einer von vielen Schritten davor und danach ist, die meine Mutter nicht mit mir erleben kann. Auf welche Dinge im Leben hätte sie sich noch gefreut? Darüber nachzudenken fällt mir schwer. Wir werden unserem Kind, das seine Oma nie kennenlernen wird, von ihr erzählen und versuchen, damit eine Brücke zu ihr zu bauen. Wir werden versuchen, gute Eltern zu sein. Ich freue mich auf die Zukunft, aber das Vermissen von ihr in dieser neuen Rolle wird immer da sein. Ein neuer Aspekt der Trauer, mit dem ich wiederum lernen muss, zu leben. Maik |
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AnderswoI Für den Filmemacher Erec Brehmer bricht eine Welt zusammen, als seine langjährige Lebensgefährtin Angelina Zeidler bei einem gemeinsamen Verkehrsunfall stirbt. Mithilfe von Amateuraufnahmen, Sprachnachrichten, Tagebucheinträgen und gemeinsam gehörter Musik begibt sich Erec (der selbst bei der Stiftung angebunden ist) auf die Suche nach Orten und Situationen, in denen er seiner verstorbenen Freundin wiederbegegnen kann. Sein Dokumentarfilm „Wer wir gewesen sein werden“ wird beim Filmfestival DOK.fest München gezeigt, das in diesem Jahr vom 05.05. bis zum 23.05. online stattfindet. Das Programm und den Ticketvorverkauf finden Interessierte ab Ende April 2021 auf der DOK.fest-Homepage, den Trailer auf Vimeo.com.I In einem Online-Vortrag am 11. Mai spricht der berühmte Psychotherapeut, Philosoph und Buchautor Irvin D. Yalom „über den Tod und das Leben“. Vor kurzem hat der 89-Jährige ein schweres Herzversagen überlebt, Ende 2019 starb seine Frau nach 65-jähriger Ehe. Ein großer Schock für einen Mann, der sein Leben damit verbracht hat, anderen zu helfen, mit Verlust und Trauer umzugehen, und nun dennoch überrascht ist von den Ausmaßen dieses Schmerzes. Bei der Online-Veranstaltung spricht Yalom über die Lektionen, die er in dieser bewegten Zeit gelernt hat. Das Gespräch findet auf Englisch statt, es ist aber eine deutsche Simultanübersetzung verfügbar. Tickets gibt es ab 16 € unter theschooloflife.com.
I Der Internet-Radio-Sender Trauer-Radio bringt täglich Beiträge, Tipps, Buchvorstellungen und Interviews rund um den Umgang mit einem Verlust. Das ehrenamtliche Projekt ist offen für neue Mitstreiter und hat sich zum Ziel gesetzt, seinen Hörern Anregungen zu geben, die ihnen in der vermutlich schwersten Zeit ihres Lebens vielleicht helfen können. Zu hören ist der Sender über den Live-Stream auf der Seite laut.fm (mit Werbeeinspielungen) oder werbefrei über die eigene Mediathek.
I Der Podcast The end von Radio eins widmet sich einmal im Monat allen Themen rund um Leben und Tod: „mal ernst, mal lustig, mal traurig, mal nachdenklich, aber zum Glück nie professionell.“ Mit spannenden Gästen (z. B. der Band Antilopen Gang, dem Schauspieler Wanja Mues oder der Moderatorin Anke Engelke) spricht der Bestatter und Trauerbegleiter Eric Wrede über Verlustängste, Nahtoderlebnisse, Suizidgedanken oder Lachen als Weg der Verarbeitung.
I Der Kurzfilm November Rose: A speech on Death versteht sich als eine Art "philosophische Meditation". Sie soll all jenen Menschen Trost und Verständnis vermitteln, die erleben mussten, was die Autorin und Philosophin Kathrin Stengel selbst erleben musste: den Verlust eines geliebten Menschen. Zusammen mit dem Regisseur und Fotografen Thomas Riedelsheimer hat sie ein kleines, filmisches Kunstwerk rund den „Fluss von Verlust, Leben und Liebe“ geschaffen, das in deutscher oder englischer Version auf Vimeo zu sehen ist. |
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Ihr an EuchDieses E-Mailformat soll auch eine Plattform sein, auf der Trauernde miteinander teilen können, was sie bewegt. Was beschäftigt Sie gerade? Gibt es Anliegen, Gedanken, Erfahrungen, die hier einen Platz haben sollen? Wir greifen Ihre Nachrichten gerne an dieser Stelle auf. |
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Liebe Frau Auffenberg, ich möchte mich ganz herzlich für Ihre Zeilen bedanken. Aus ihnen spricht so viel Verständnis, Empathie und Offenheit, all das, was die Arbeit der Stiftung für mich auszeichnet. Ganz offensichtlich wissen Sie, wovon Sie sprechen, und es tut gut, von Ihren Erfahrungen zu hören. Es ist wie ein tröstlicher Blick in eine mögliche Zukunft, der mir Hoffnung macht. Ganz herzliche Grüße, Ute H. |
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