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Wir an Euch
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Eine Idee: ErinnerungsGLAS![]() |
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EinblickTrauernde erzählen uns, wie ihr Leben gerade aussieht. Wie erleben sie ihren Verlust? Wie verändert sich ihre Trauer? Und was hilft dabei, die nächste Zeit zu überstehen? |
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Als mein Vater vor vier Jahren Suizid beging, verlor ich mit meinem Vater nicht nur mein großes Vorbild und einen guten Freund, ich verlor auch meinen Glauben an Gott. Den allmächtigen Gott, der für den gerechten Ausgleich zwischen Glückswürdigkeit und Glückseligkeit sorgt. Der Glaube daran, dass derjenige glücklich wird, der gut und somit glückswürdig ist. Einen schwer depressiven Vater über mehrere Jahre zu pflegen, bedeutet einen Tausch der Rollen. Das Kind übernimmt die Rolle des Vaters, der Vater die des Kindes. Eines Kindes, das mir jeden Tag aufs Neue in die Augen schaut und sagt: „Ich kann nicht mehr, ich möchte nicht mehr leben. Du musst auf mich aufpassen.“ Für einen jungen Menschen eine belastende Situation. Aber was mich jeden Tag weitermachen lässt: der Glaube und die Hoffnung. Der Glaube daran, dass alles gut werden kann. Die Hoffnung darauf, dass alles gut werden wird. Bei der Planung des Trauergottesdienstes bin ich zuversichtlich. Ich wünsche mir eines der für mich bedeutsamsten Wallfahrtslieder: „Singt Gott, jubelt ihm“. Ich stelle mir vor, wie wir alle klatschend singen: „...denn er wird unser Retter sein… denn er wird uns alle befreien!“ Das Leben bejahen, so wie es mir mein Vater ein Leben lang vorgelebt hat. Der Pfarrer rät ab: „Ein Trauergottesdienst ist traurig. Trauern und Klatschen? Das passt nicht.“ In den darauffolgenden Monaten will ich weder singen noch klatschen. Der Tod meines Vaters stürzt mich in ein tiefes, schwarzes Loch. Mein Psychiater weist mich mit schweren Depressionen in eine psychiatrische Einrichtung ein, ich bin am Tiefpunkt angekommen. Mein erster Morgen in der Klinik: Wie soll man aufstehen, wenn man keine Kraft mehr hat, im Leben keinen Sinn mehr sieht? Man steht auf, weil man dazu gebracht wird: von der Kälte im Zimmer, vom Schnarchen der Mitpatienten, vom gleich verpassten Frühstück. Man macht weiter. Man lernt Leidensgenossen kennen, nimmt an Therapien teil, redet, singt, trommelt, malt. Der Weg ist schwer, anstrengend. Doch langsam wandelt sich etwas: Ich kann zum ersten Mal seit Wochen wieder lachen. Nach meiner Entlassung aus der Klinik mache ich ein Trauerseminar bei der Nicolaidis YoungWings Stiftung. Ich nehme mein BWL-Studium wieder auf. Beginne nebenher Philosophie zu studieren. Beschäftige mich mit den antiken Philosophen und der Frage nach dem Guten, mit Kant und der Frage nach dem Richtigen. Beginne, regelmäßig zu joggen. Verbinde Trauer mit Denken mit Laufen. Es gibt Rückschläge: Geburtstage, Todestage, Weihnachten. Oliver Kahns „Weiter, immer weiter“ kenne ich seit Kindheitstagen, langsam fange ich wieder an, es zu fühlen, zu verinnerlichen. Im Philosophiestudium habe ich versucht die Gottesfrage mit logischen Argumenten zu beantworten. Meine persönliche Antwort: Es gibt gute Gründe für und gute Gründe gegen die Existenz Gottes. Am Ende des Tages liegt es an uns, zu entscheiden, welcher Seite wir mehr Glauben schenken. Auf einer meiner Laufrunden kommt mir die Idee, das christliche Glaubensbekenntnis für mich zu aktualisieren. Die entstandene Distanz zur christlichen Kirche und einem allmächtigen Gott ist geblieben. Heute bin ich froh, dass uns der Pfarrer damals das Wallfahrtslied ausgeredet hat. Unsere Wahl stattdessen: Die Violinenversionen von Coldplays „Viva la Vida“ – es lebe das Leben – und „A Sky Full of Stars“ – ein Himmel voller Sterne. Der Stern, der die Trauer symbolisiert. Die Trauer, die mich mit meinem Papa verbindet. Die Verbindung, die mich glauben lässt: Alles wird gut. Andi (25) |
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VORANKÜNDIGUNG: Das Bayerische Tapfere Schneiderlein![]() Ein lustiges Abenteuer mit Musik für Kinder ab sechs Jahren und Erwachsene von Stefan Murr und Heinz-Josef Braun wird am Sonntag, den 4. Dezember um 11 Uhr, live im Mathäser Filmpalast München zu Gunsten der Nicolaidis YoungWings Stiftung aufgeführt. Live-Musik und viele lustige Mitmachlieder machen das Bayerische Tapfere Schneiderlein zu einem Spaß für Groß und Klein.
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Anderswo |
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![]() Ausstellung und Veranstaltungen: zwischenraum sterben Die ehemalige Karmeliterkirche in München wird im Rahmen einer Projektwoche zum Kunstraum: In Installationen und Performances loten Kunstschaffende und Akteure aus dem Bereich Hospiz und Palliativversorgung den "zwischenraum sterben" aus. Und lädt die Besucher*innen in Podiumsveranstaltungen, Interaktionen und persönlichen Gesprächen zu ihrer eigenen Begegnung und Auseinandersetzung mit dem Leben im Sterben ein. der-zwischenraum.de ![]() Kinderbuch: Gelbe Blumen für Papa ![]() App: Neurogenes Zittern TRE - Tension & Trauma Releasing Exercises - sind einfach zu erlernende Übungen, die es dem Körper und der Psyche ermöglichen sollen, sich insbesondere nach traumatischen Erfahrung von Stress und Anspannung zu befreien. Die TRE lösen das sogenannte neurogene Zittern aus, das als Selbstheilungsreflex unseres Körpers gilt und innere Ruhe herbeiführen soll. Die App NeuroZittern erklärt die Hintergründe der Methode und führt durch die einzelnen Übungen. Alternativ gibt es auch YouTube-Anleitungen und niedergelassene Anbieter*innen, die direkt mit Betroffenen arbeiten. neurogenes-zittern.eu ![]() ![]() Der Tod eines geliebten Menschen verändert alles. Die Welt rückt unfassbar weit weg und ist nicht mehr wie zuvor. Das hat die Autorin Maya Stomp mit 41 Jahren selbst erlebt, als sie plötzlich Witwe wird und lernen muss, was Trauern heißt. In "Wir Witwen sind ein zähes Volk" erzählt sie ihre persönliche Geschichte und stellt auch Erfahrungen anderer Betroffenen vor. Ihr Wunsch ist dabei, dass Trauernde lernen, Mitgefühl mit sich selbst zu entwickeln und sich Raum zu lassen für die harte Arbeit, die das Trauern ist. penguinrandomhouse.de ![]() Meditationen für Kinder: Bärenstark & Falkenfrei Bei Fantasiereisen durch den zauberhaften, heimischen Wald lernen Kinder neue tierische Freunde kennen. Jede Meditation rückt eines der Tiere in den Mittelpunkt und konzentriert sich auf bestimmte Eigenschaften, die dem Wesen zugesprochen werden: etwa Stärke, Freiheit oder Selbstakzeptanz. Beim Zuhören sollen Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren Selbstvertrauen finden und ein tiefes Zugehörigkeitsgefühl erleben. kamphausen.media |
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Ihr an EuchDieses E-Mailformat soll auch eine Plattform sein, auf der Trauernde miteinander teilen können, was sie bewegt. Gibt es Anliegen, Gedanken, Erfahrungen, die hier einen Platz haben sollen? Wir greifen eure Nachrichten gerne an dieser Stelle auf. |
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Hallo liebes Stiftungsteam, wie immer ist der Newsletter toll gemacht, informativ, berührend und so Vieles mehr. Das wollte ich euch mal als Rückmeldung da lassen. Diesmal hat mich besonders der "Einblick"-Text angesprochen. Vielen Dank für eure Arbeit, diese Teile immer wieder zusammenzustellen und somit Einblicke in die verschiedenen Bereiche eurer Arbeit, der Mitglieder und Betroffenen und vieles mehr zu geben. Natürlich war es dieses Mal auch sehr speziell durch die offizielle Meldung von Martinas Tod. Ich freue mich aber andererseits auch sehr, die Möglichkeit der Erinnerungssteine zu bekommen und somit das kurze Stück Weg, dass ich mit ihr und der Stiftung verbinde ehren zu können. Ganz liebe Grüße und macht bitte weiter mit diesem tollen Newsletter, Maik |
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www.nicolaidis-youngwings.de | Kontakt | Folgen Sie uns ![]() ![]() ![]() Sie wollen den Newsletter abbestellen? |
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Nicolaidis YoungWings Stiftung
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