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Zufrieden und auch irgendwie beseelt hänge ich
Flipcharts ab, räume Moderationsmaterial in den Koffer zurück, rücke Stühle zurecht und lasse die vergangenen zweieinhalb Tage gedanklich Revue passieren. Neun Teilnehmer und Teilnehmerinnen haben im Rahmen unserer Basisqualifikation für ehrenamtliche Trauerbegleitung ihre persönlichen Verlusterfahrungen mit uns geteilt. Sie haben sich darauf eingelassen, zwei, drei oder fünf Jahre nach dem Tod ihres Lebenspartners oder ihrer Lebenspartnerin nochmal einzutauchen in die Erschütterung, die sie durch den Verlust erleben mussten. Die Erfahrungen, was in dieser unfassbaren und schwierigen Situation geholfen hat – und was nicht - sind die Basis für ihre neue Aufgabe als Trauerbegleiter*in.
„Der Austausch mit anderen Betroffenen in der Gruppe war für mich damals am wichtigsten“, bemerkt eine Teilnehmerin. „Im Gespräch mit meiner Trauerbegleiterin meine Geschichte immer und immer wieder erzählen zu können und zu spüren, dass jemand meinen Schmerz wirklich nachvollziehen kann und mit mir aushält“, sagt eine andere. Oder auch: „Gehen – raus in die Natur, in den Wald – das hat mir sehr geholfen.“
Alle eint die Erfahrung, dass es gelingen kann, nach dem Tod des geliebten Lebenspartners oder der Partnerin wieder Boden unter den Füßen zu spüren – etwas, das man sich am Anfang überhaupt nicht vorstellen konnte. Sie alle sind angekommen in einem veränderten Leben, in dem es wieder glückliche Momente gibt. Die Beziehung zum geliebten Menschen ist anders – eine innere Verbindung, aber sie ist spürbar und sie darf bleiben.
Gemeinsam erarbeiteten wir bei der Basisqualifikation, wie wir mit unseren und weiteren Erfahrungen Trauernde unterstützen können. Wie wir Trauernden in der Begleitung durch unsere eigene Geschichte stellvertretend Hoffnung und Zuversicht vermitteln und gleichzeitig mit ihnen die Schwere der Situation aushalten und würdigen können. Wir tauschten uns darüber aus, welche Haltung wir in der Begleitung einnehmen möchten, wie ein hilfreiches Gespräch aussehen kann und wie wir unsere Rolle verstehen. Immer dabei: die Erkenntnisse aus den persönlichen Geschichte.
Mit dem Ansatz „Betroffene für Betroffene“ wird aus der Verlusterfahrung, die niemand von uns gewählt hat, eine wertvolle Ressource. Das ist die Kraft, die ich spüre und die mich antreibt, wenn wir neue ehrenamtliche Trauerbegleiter*innen und Gruppenleiter*innen ausbilden, wenn ich mich mit meinem Team im Angebotsbereich für Trauernde nach Tod des Lebenspartners austausche und wir - auch vor dem Hintergrund unserer persönlichen Geschichten und Erfahrungen in der Trauer - unsere Angebote weiterentwickeln.
Es ist schön, zu erleben, wie unser Team mit jedem und jeder neuen Ehrenamtlichen wächst und wir weiter in Bewegung sind. Zu sehen, wie wir mit dem Ansatz „Betroffene für Betroffene“ inzwischen so viele Trauernde unterstützen können. Und zu spüren, dass da etwas ganz Besonderes entsteht.
Herzliche Grüße
Uschi Pechlaner
Bereichsleitung Angebote nach Tod des Lebenspartners
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Ressourcen-ABC
Eine Übung, die helfen kann, deine Gedanken zu öffnen, für das, was dir guttut, um dich positiv abzulenken und um zu sehen, was dir in schwierigen Situationen helfen kann.
Wie funktioniert sie?
Such dir einen beliebigen Buchstaben aus dem Alphabet aus und denke über Dinge und Aktivitäten nach, die mit diesem Buchstaben beginnen und bei dir ein gutes Gefühl hervorrufen - oder die für dich im Moment unterstützend sind.
Zum Beispiel:
A wie: Ausschlafen oder Arbeiten gehen
B wie: ein Bad nehmen oder Bewegen
C wie: Chatten… usw.
Wenn du möchtest, kannst du das ganze ABC durchgehen und für jeden Buchstaben etwas finden. Vielleicht magst du dir auch einen Spickzettel mit deinem persönlichen Ressourcen-ABC an den Kühlschrank heften, den du nach und nach füllen kannst, und der dich inspiriert, wenn du gerade eine Idee oder Erinnerung brauchst, mit was du deinen Energietank auffüllen könntest.
Wir wünschen euch viele stärkende Wohlfühl- und Ressourcenideen!
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Von Uns für eucH
Veranstaltungen & Ausflüge
MALWERKSTATT
3. April 2022 - Juni 2022
An fünf Sonntagnachmittagen wollen wir zu Pinsel und Farbe, Kreiden und Stiften greifen, um Bilder zu finden, die unsere Gefühle ins Fließen bringen.
Dabei geht es nicht um Malen mit therapeutischer Begleitung, sondern um spontanes Malen, das unserer Ohnmacht, unserem Schmerz, unserer Sehnsucht und unserer Liebe einen Ausdruck ermöglicht, bei dem alle Worte fehlen dürfen.
Vorerfahrungen oder besonderes Talent sind nicht notwendig. Nicht das fertige Bild, sondern der kraftgebende und lösende Prozess des Malens in der Gemeinschaft anderer Trauernder steht im Mittelpunkt unserer Treffen.
Termine: vierzehntägig jeweils 14:00-17:00 Uhr
Anmeldung über das Anmeldeformular
ONLINE-TREFF
WENN DER PARTNER IN DER
SCHWANGERSCHAFT STIRBT
5. April 2022 I 20.30 - 22.00 Uhr
Einmal im Monat bietet die Nicolaidis YoungWings Stiftung einen geschützten Raum, um Gedanken und Gefühle rund um den Tod des Partners während der Schwangerschaft mit anderen Betroffenen zu teilen und sich zu vernetzen.
Der Austausch mit anderen Frauen kann dabei helfen, ganz persönliche Antworten auf die vielen Fragen zu finden, die mit dem Verlust des Partners und der gemeinsamen Zukunft verbunden sind. Angesprochen sind aktuell schwangere Frauen, aber auch Trauernde, deren Kind schon geboren ist und deren Verlust während der Schwangerschaft eventuell bereits länger zurückliegt.
Anmeldung, weitere Termine und Informationen
ONLINE-VORTRAG:
WEITERLEBEN I WEITERLIEBEN
28. April 2022 I 20.00 - 21.30 Uhr
Viele Menschen, die in jüngeren Jahren ihren Partnern verlieren, bleiben nicht für immer alleine – und sind in ihrer neuen Beziehung mit besonderen Hindernissen konfrontiert.
Schuldgefühle, Vergleiche und das schwierige Austarieren unterschiedlicher Bedürfnisse stellen beide Partner in dieser Konstellation vor Herausforderungen. Wer um die Hürden weiß, kann sie leichter nehmen.
Bei einem Online-Vortrag wollen wir deshalb die Besonderheiten der Partnerschaften aufzeigen und mögliche Wege für ein gelingendes Beziehungsleben aufzeigen. Die Veranstaltung richtet sich an: (1) Trauernde, die sich einer neuen Partnerschaft langsam öffnen wollen, (2) Menschen, die ihren Partner verloren haben und sich in einer neuen Beziehung befinden, sowie (3) ihre neuen Partner*innen.
Anmeldung, weitere Termine und Informationen
CHARITY-CHALLENGE
1. - 31. Mai
Die zweite Ausgabe unserer virtuellen Charity Challenge steht in den Startlöchern.
Vom 1. Mai bis zum 31. Mai 2022 werden wir wieder durchstarten und zusammen mit euch möglichst viele Kilometer und damit Spenden für die Arbeit der Nicolaidis YoungWings Stiftung sammeln.
Die Registrierung startet am 13. April.
Wir laden euch herzlich ein, euch gemeinsam mit uns für den guten Zweck zu bewegen: Wandern, Walken, Radfahren, Laufen oder Skaten – die Sportart entscheidet Ihr. Unser Ziel ist es, zusammen 40.000km zurückzulegen und möglichst viele Spenden für die Trauergruppenangebote der Nicolaidis YoungWings Stiftung zu sammeln. Mehr Informationen über die Charity Challenge findet Ihr hier.
Wir freuen uns über eure Teilnahme!
ONLINE-VORTRAG: TRAUER AM ARBEITSPLATZ
10. Mai 2022 I 10.00 - 11.30 Uhr
Wenn ein Mitarbeiter stirbt oder eine Kollegin trauert, sehen sich Vorgesetzte mit der Aufgabe konfrontiert, mit dieser Ausnahmesituation zugleich menschlich und professionell umzugehen. Mitarbeitende, die um einen geliebten Menschen trauern, stehen vor der Herausforderung nach dem schweren Verlust ihre beruflichen Tätigkeiten wiederaufnehmen und Kollegen oder Kunden begegnen zu müssen. Wie also kann der Spagat zwischen Trauer und Arbeitsleben gut gelingen? Welche Rahmenbedingungen brauchen Trauernde und wie kann ich sie als Vorgesetzte*r oder Kolleg*in unterstützen? Diese und weitere Fragen sind Thema unseres Online-Vortrags, der sich an Betroffene, Personalverantwortliche und Interessierte richtet.
Anmeldung und weitere Informationen
SOMMERLICHES BEISAMMENSEIN
15. Mai 2022 I 14.00 - 17.00 Uhr
Zu unserem alljährlichen sommerlichen Beisammensein sind alle Trauernde nach Tod des Lebenspartners, mit und ohne Kinder, herzlich eingeladen. Ihr alle erlebt einen entspannten Nachmittag mit interessanten Gesprächen, bereichernden Begegnungen und leckerem Kuchen. Während sich die Kinder im Sandkasten vergnügen, kommen die Eltern bei Kaffee und Gebäck auf ihre Kosten. Ein buntes, solidarisches Miteinander, bei dem sich niemand alleine fühlen muss.
Anmeldung und Informationen
TRAUERWANDERN AUF DEM JAKOBSWEG
19. - 22. Mai 2022
Oft erleben wir die Trauer als innere Erstarrung. Wir fühlen uns wie versteinert und aus der Zeit geworfen. Beim Gehen kommt nicht nur der Körper in Bewegung, sondern auch der Kopf und die Seele. Gemeinsam werden wir deshalb im Frühling ein Stück des deutschen Jakobsweges wandern. Dabei haben wir Zeit, uns mit anderen Betroffenen auszutauschen und innezuhalten. Wir gehen nebeneinander oder allein, haben mitfühlende Gesellschaft oder Zeit, in uns selbst zu versinken. Die Trauer bekommt Zeit und Raum, ohne dass wir zu einer Auseinandersetzung gezwungen werden. Zwei Trauerbegleiterinnen geben unterwegs neue Impulse und bieten Übungen der Trauerbearbeitung an. Im Vorfeld werden wir uns bei einem Treffen kennenlernen und die genauen Eckdaten der Wanderung besprechen.
Anmeldung und Informationen
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Anderswo
AGUS Online Vortragsreihe: KRAFTQUELLEN
Mario Dieringer, Buchautor:
10 Lektionen des Todes, die mich aus der Trauer führten
13.04.2022 I 19:30 Uhr
Die Anmeldung zu den einzelnen Veranstaltungen der Reihe erfolgt bis jeweils eine Woche vorher über die AGUS-Homepage: www.agus-selbsthilfe.de/aktuelles
Online Vermittlung von Trauerpartnern: Trost Helden
Trost Helden ist Deutschlands erste Trostpartner-Vermittlung von ebenfalls Trauernden – ein Online-Angebot zur Selbsthilfe, das weder orts- noch zeitgebunden ist.
https://www.trosthelden.de/
Filmb: Im Winter ein Jahr
Eliane (Corinna Harfouch) bittet den Maler Max Hollander (Josef Bierbichler), ein Porträt ihrer beiden Kinder anzufertigen. Als ungewöhnlich erweist sich dieser Auftrag, da Sohn Alexander (Cyril Sjöström) bereits vor einem Jahr verstorben ist und sich seine Schwester Lilli (Karoline Herfurth) nicht mit dem Gedanken abfinden kann, dass ihre Mutter Alexander als Dekoration an die Wand hängen möchte. Lillis abweisende Haltung bröckelt zaghaft, als sie sich mit dem alternden Künstler anfreundet und dabei die Trauer über den Tod ihres Bruders nach und nach verarbeitet.
Regie: Caroline Link, freigegeben ab 12 Jahren
Buch: Meine Schwester
Als die Fotografin Bettina Flitner vor einigen Jahren vom Suizid ihrer geliebten Schwester erfuhr, waren die ersten Reaktionen Schock, Lähmung und Verzweiflung. Doch dann entschied sie sich zum Erzählen. Bettina Flitners Buch ist ein mutiger Schritt, sich den Gespenstern der gemeinsamen Vergangenheit zu stellen, sich von diesen zu befreien und so den Tod geliebter Menschen verarbeiten zu können. Ein Buch über ein Thema, das für viele Menschen immer noch von Tabus und Schweigen besetzt ist.
Bettina Flitner, 310 Seiten, Kiepenheuer & Witsch, ISBN 978-3-462-00237-
Buch: Endlich über Trauer reden
Die Macherinnen des Podcasts »endlich. Wir reden über den Tod« zeigen, wie unterschiedlich wir trauern, und entlarven weitverbreitete Irrtümer darüber, was passiert, wenn ein geliebter Mensch stirbt. Denn Trauer ist nicht das, wofür sie gehalten wird. Sie kennt keine Regeln, aber sie ist gestaltbar. Sie tut weh, aber sie ist wertvoll. Höchste Zeit, dass wir anfangen, Geschichten über das Trauern zu erzählen!
Susann Brückner, Caroline Kraft, 237 Seiten, Goldmann Verlag, ISBN 3442316332
Buch: Was bleibt ist Licht
Nach dem Tod ihres Sohnes findet die Illustratorin Melanie Garanin ihren ganz eigenen Weg, um mit ihrer Trauer, Wut und Verzweiflung umzugehen: Sie beginnt, die sogenannten „Kerzentiere“ zu zeichnen, insgesamt 365 Stück. Diese Tiere haben eines gemeinsam: Sie alle tragen eine Kerze. Mal schleppen sie sie, mal balancieren sie sie auf dem Kopf, mal lehnen sie sich an ihr an – immer aber hüten sie ihr Licht wie einen Schatz. Eine Auswahl ist in diesem Buch versammelt, das mit wenigen Worten und berührenden Bildern Licht ins Dunkel bringt und gleichzeitig Raum lässt für die eigene Trauer.
Melanie Garanin, 48 Seiten, arsEdition, ISBN-10: 3845843500
Sachbilderbuch: Alles Familie!
Es gibt sie natürlich, die sogenannte Bilderbuchfamilie: bestehend aus Mama, Papa und Kind(ern). Wir alle kennen aber viele weitere Formen des Familienlebens. Völlig normal – und dennoch im Bilderbuch noch nicht so richtig angekommen. In diesem Buch finden wir sie alle: die Alleinerziehendenfamilien, die Patchworkfamilien, die Regenbogen-, die Kinderdorf- und Adoptivfamilien.
Wer das witzig illustrierte Buch betrachtet, kommt unweigerlich ins Erzählen über die eigene Familie und gerät ins Nachdenken darüber, was eigentlich das Besondere an ihr ist. Denn jeder gehört zu einer Familie, und die gibt’s nur einmal auf der Welt. Empfohlen ab 5 Jahren.
Alexandra Maxeiner, 40 Seiten, Klett Kinderbuch Verlag, ISBN 978-3-95470-029-5
Bilderbuch: Ein Ort für meine Traurigkeit
Wer mit der Traurigkeit Freundschaft schließt, kann mit ihr leben. So findet der kleine Junge aus dem Buch einen guten Ort für seine Traurigkeit. Dort kann sie so sein, wie sie mag, ob sie an einem Tag alles ausfüllt oder an einem anderen sehr klein ist, ob sie laut ist oder leise. Und wenn der Junge die Traurigkeit besucht, lernt er sie Stück für Stück kennen und weiß immer besser mit ihr umzugehen. Empfohlen ab 5 Jahren.
Anne Booth, David Litchfield, 40 Seiten, Gabriel Verlag, ISBN 9783522305976
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